Hamburger essen
Letztendlich kommt es darauf an, was man isst (Foto: pte)
> Abends essen macht doch nicht dick

So lehrten es die Eltern: Morgens essen wie ein König, mittags wie ein
Edelmann und abends wie ein Bettler. Hört sich schön an – bringt aber nichts.
Forscher haben fest gestellt, dass nicht die Zahl und die Uhrzeit der
Mahlzeiten für das Gewicht die wichtigste Rolle spielt, sondern was und wieviel
man isst.


US-Forscher haben den Mythos widerlegt, dass Essen am Abend
dick macht. Die Wissenschaftler aus Portland kommen in ihrer Studie zu dem
Ergebnis, dass abendliche Mahlzeiten genauso viel oder wenig zur
Gewichtszunahme beitragen wie Mahlzeiten, die am Tag verzehrt werden. „Unsere
Studie legt allerdings nicht nahe, dass nächtliche Snacks zusätzlich zur
normalen Tagesration eine gute Idee sind", meint Judy Cameron vom der
Oregon Health and Science University (OHSU).



Für die Studie beobachteten die Forscher ein Jahr lang das Essverhalten von 16
Rhesusaffen. Sie kamen zu dem Ergebnis, dass die Affen sechs bis 64 Prozent
ihrer Gesamtkalorien während der Nacht verzehrten. Zwischen den Affen, die ihr
Futter nachts fraßen und denen, die sich lieber tagsüber darüber hermachten,
konnten die Forscher keine Gewichtsunterschiede feststellen. Laut den
US-Wissenschaftlern eignen sich Rhesusaffen hervorragend als Model für die
Erforschung von Übergewicht an Primaten.



Die Ergebnisse der Studie überraschen Stefan Graubner von der Deutschen
Gesellschaft für Ernährung keineswegs. „Es kommt darauf an, wie viel man isst
und wie viel Energie man verbraucht. Die Uhrzeit der Mahlzeiten ist nicht
entscheidend", so der Ernährungsexperte. „Ob man zu- oder abnimmt, hängt
letztendlich davon ab, welche Kalorienmenge man zu sich nimmt." Wann die
beste Essenszeit ist, sei schwer zu bestimmen. „Das ist von Person zu Person
unterschiedlich", berichtet Graubner.



Auch auf die Frage, wie viele Mahlzeiten man pro Tag essen sollte, gibt es
keine eindeutige Antwort. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung
ist zwischen einer und neun Mahlzeiten am Tag im Hinblick auf die
Gewichtsabnahme kein Unterschied messbar. Mehrere Mahlzeiten über den Tag
verteilt, hätten aber den Vorteil, dass Heißhungerattacken eher verhindert
werden können und das Hungergefühl zwischen den Mahlzeiten eher überbrückt
werden kann. „Jeder muss individuell entscheiden, wie oft er am Tag isst",
erklärt Graubner. "Mehrere Mahlzeiten haben jedoch den Vorteil, dass der
Blutzuckerspiegel nicht so stark schwankt."



In Deutschland sind etwa 40 Prozent der Bevölkerung zu schwer. Übergewicht
liegt in erster Linie daran, dass die Kalorienzufuhr über dem Grund- und dem
Leistungsumsatz liegt. Der Grundumsatz, also die Menge an Kalorien, die man im
Ruhezustand benötigt, ist von Person zu Person unterschiedlich. „Da spielen genetische
Faktoren eine Rolle", erläutert Graubner. Zudem sinke der Grundumsatz mit
zunehmendem Alter. Ältere Menschen verbrauchen also weniger Kalorien. Bei
körperlicher Arbeit und Sport steigt wiederum der Bedarf an Kalorien.



WANC 09.06.06

 
 
 
 
 
 
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