Deutsche werden immer dicker

Die Verbreitung von Übergewicht hat in den letzten Jahrzehnten weltweit stark zugenommen. Deutschland bildet hier keine Ausnahme. Laut Ernährungsbericht 2004 der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) e. V. sind mehr als 65 % der Männer und ca. 55 % der Frauen in Deutschland übergewichtig.

Ein Datenvergleich der seit 1984 bundesweit durchgeführten Gesundheitssurveys zeigt, dass die Deutschen immer dicker werden. Zwar blieb der Anteil der präadipösen Menschen (Übergewichtige mit einem BMI von 25 bis 29,9) in den letzten 20 Jahren etwa gleich, jedoch sind immer mehr Menschen adipös (BMI ≥ 30) - fast jeder fünfte Erwachsene ist betroffen. Und der Trend ist weiterhin steigend. Präadipositas und Adipositas stellen eine der größten Herausforderungen für das Gesundheitswesen im 21. Jahrhundert dar. Sie sind bedeutende Risikofaktoren für chronische Krankheiten wie z. B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychosoziale Probleme.


Der Bundes-Gesundheitssurvey 1998 ergab anhand der Körpermessungen an über 7100 Frauen und Männern im Alter zwischen 18 und 79 Jahren folgende Ergebnisse: Übergewicht (BMI ≥ 25) kommt insgesamt bei 52 % (westdeutsche Frauen) bis 67 % (westdeutsche Männer) der Bevölkerung vor. Adipositas (BMI ≥ 30) ist mit 18 % unter den westdeutschen Männern am wenigsten verbreitet und mit 24,5 % unter den ostdeutschen Frauen am häufigsten.


Etwas moderater fallen dagegen die Ergebnisse des Mikrozensus (amtliche Repräsentativstatistik, an der jährlich 1 % aller Haushalte in Deutschland beteiligt sind) aus. Sie beruhen jedoch auf erfragten und nicht auf gemessenen Daten. Da sowohl Frauen als auch Männer ihr Körpergewicht systematisch um etwa 2 bis 3 kg unterschätzen und ihre Größe um bis zu 2 cm überschätzen, sind die Ergebnisse aus Befragungen eher als untere Grenze des tatsächlichen Wertes zu sehen. Die Befragung zum Mikrozensus 2003 ergab, dass fast jeder zweite Erwachsene übergewichtig (BMI ≥ 25) ist (49 %), Männer (58 %) häufiger als Frauen (41 %). Adipös (BMI ≥ 30) sind 13 % der Bevölkerung (14 % der Männer und 12 % der Frauen).


Die jüngsten Daten liefert der telefonische Gesundheitssurvey 2003. Dieser wurde mit den seit 1984 durchgeführten Gesundheitssurveys verglichen. Um Fehleinschätzungen bei Selbstangaben zu korrigieren und diese mit Messwerten vergleichbar zu machen, wurden die erfragten Daten mit einer Korrekturformel angepasst.


Das Ergebnis bestätigte den Anstieg der Adipositashäufigkeit im Laufe der letzten 20 Jahre. Die Experten erwarten auch zukünftig eine Ausbreitung. Schätzungen des WHO-Regionalbüros für Europa zufolge ist in den nächsten fünf Jahren weiterhin mit einer Steigerung der Prävalenz um durchschnittlich 2,4% bei Frauen und 2,2% bei Männern zu rechnen. Davon wird für einige Länder wie Finnland, Deutschland, Griechenland, Schweden und das Vereinigte Königreich (Männer) bzw. Georgien, die Republik Moldau, die Slowakei und Tadschikistan (Frauen) u. U. ein noch stärkerer Anstieg prognostiziert.


WANC 01.03.06





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/01_03_dicke_deutsche.php
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