Vor allem im Alter kann mehr Gewicht mehr Gesundheit bedeuten (Foto: stck.xchng Image ID: 1118848)
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> Sterben Dicke wirklich früher?
Übergewicht zu haben, bedeutet kürzer zu leben. Derartige Gleichungen wurden bisher gerne kolportiert. Doch Übergewicht allein muß nicht notwendigerweise ein erhöhtes Sterberisiko bedeuten. Im Gegenteil: Gerade im Alter scheint Übergewicht das Leben eher zu verlängern. Und: Dünn sein kann das Risiko für Krankheiten und Tod erhöhen.

Das Sterberisiko hängt vom BMI (Body Mass Index) ab. Oder: Übergewicht steigert die Sterblichkeit deutlich. Und: Übergewichtige haben erhöhte Sterberate. Demnach hatte eine Studie ergeben, dass bei Personen mit dem höchsten BMI das Risiko eines vorzeitigen Ablebens um den Faktor 2,5 bei Männern und 2,0 bei Frauen erhöht war. Eine andere sagte, dass bei Männern im Alter ab 50 Jahren mit einem BMI zwischen 26,5 und 27,9 die Sterblichkeit um etwa ein Drittel und bei einem BMI von 28 bis 29,9 um die Hälfte höher als bei Normalgewichtigen lag. Für Frauen ermittelten die Forscher ähnliche Werte: Um 19 % bzw. 37 % erhöhte sich das Sterberisiko durch Übergewicht im Alter von 50 Jahren.

Dass das Übergewicht allein nicht zu einem erhöhten Sterberisiko führt, belegen nun Daten von 51.000 Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 90 Jahren, die im Zeitraum von 2000 bis 2005 erhoben wurden. Die Auswertungen des UC Davis Department of Family and Community Medicine finden keine Zunahme des Sterberisikos mit steigendem Körpergewicht. Eingeteilt wurde nach dem Body Mass Index (BMI) in Untergewichtige (<20), Normalgewichtige (20 bis <25), Übergewichtige (25 bis <30), Adipöse (30 bis 35) und schwer Adipöse (>35). Nur schwer Adipöse hatten insgesamt innerhalb von 6 Jahren ein 1.26 fach höheres Sterberisiko.

Wurden allerdings Personen mit Diabetes oder Bluthochdruck ausgeschlossen, so fanden sich im Vergleich zu Normalgewichtigen weder bei Übergewicht noch bei Adipositas und nicht einmal bei schwerer Adipositas gesteigerte Todesraten. Das Sterberisiko von Untergewichtigen lag jedoch fast doppelt so hoch wie von Normalgewichtigen, unabhängig vom Vorliegen oder der Abwesenheit von Diabetes oder Bluthochdruck.

Dazu sagt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE): "Die Limitierung der Studie liegt in der nur sechsjährigen Beobachtungsdauer. Man muß wohl damit rechnen, dass nach längeren Zeiträumen insbesondere bei den Adipösen sich doch häufiger ein Typ-2-Diabetes, eine Fettstoffwechselstörung und/oder eine Hypertonie einstellen werden, welche dann die Lebensdauer begrenzen können."

Dass Übergewicht und Sterberisiko keine einfache Formel ist, dass wird immer deutlicher. Und manchmal gibt es - wie es auf den ersten Blick erscheint - durchaus paradoxe Studienergebnisse: Im Mai 2009 veröffentlichte das „Journal of the American College of Cardiology“ Ergebnisse, dass fettleibige Patienten mit koronarer Arterienerkrankung von einem geringeren Todesrisiko bedroht waren als Patienten mit dieser Krankheit und normalem oder Untergewicht. Vielmehr zeigen sich  Zusammenhänge und Abhängigkeiten, beispielsweise zwischen dem Gewicht und dem Alter. So scheint ein niedriges im Gewicht im Alter offensichtlich mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko verbunden. Finnische Forscher der Universität Oulu fanden z.B. heraus, dass diejenigen, die in der Lebensmitte übergewichtig waren und damit bereits hohe Risiken kardiovaskulärer Krankheiten trugen, von noch größeren Gesundheitsrisiken und einer höheren Sterblichkeitsrate betroffen waren, wenn sie in der fortgeschrittenen Lebensphase abnahmen.

wanc 31.07.2012/ Quelle: J Am Board Fam Med, July-August 2012. 25:432-436
 
 
 
 
 
 
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