Gesunde Fette liefert das Olivenöl und bringt Vorteile für Gewicht und Gesundheit  (Foto:  Mamas-Hausmittel.de/ pixelio.de)
Gesunde Fette liefert das Olivenöl und bringt Vorteile für Gewicht und Gesundheit (Foto: Mamas-Hausmittel.de/ pixelio.de)
> Gutes Fett für ein gutes Gewicht: Warum fettarme Kost nichts bringt

Fett macht fett. Die einfache Schlußfolgergung aus dieser Erkenntnis: fett- und kalorienarm ernähren. Doch mittlerweile zeigt sich, dass diese Gleichung so einfach nicht stimmt. Dr. Ramon Estruch von der Universität Barcelona nennt das denn auch eine "paradoxe Ernährungspolitik". Er legt die Ergebnisse einer Studie vor, die zeigt, dass fettarm sich nicht unbedingt positiv auf das Gewicht auswirkt. Vielmehr geht es offenbar weniger um den absoluten Fettgehalt, sondern vielmehr um die Art des Fettes.


Ein Mythos mehr, der auf den Müll falscher Ernährungsratschläge gehört: Wenig Fett und reduzierte Kalorien lassen das Gewicht sinken. Tatsächlich liefert der Fettgehalt eines Lebensmittels keinen Hinweis darauf, ob es langfristig Vor- oder Nachteile in der Ernährung bringt. Was Estruch daran letztlich als paradox empfindet: Statt Vollmilch werde nun fettreie Milch konsumiert, die aber gesüßt sei. "Über 40 Jahre einer verfehlten Ernährungspolitik, die eine fettarme Diät propagiert hat, hatte kaum Auswirkungen auf die zunehmende Verbreitung von starkem Übergewicht," ärgert sich Estruch.


Die Empfehlungen, sich fett- und kalorienarm zu ernähren, hätten zu unnötigen Ängsten vor gesunden Fetten geführt, wie man sie in Ölen aus Nüssen und Oliven sowie von Fisch vorfindet. Allerdings mahnt er auch: "Unsere Forschungsergebnisse bedeuten nicht, dass große Mengen von Fetten wie Butter, verarbeitetem Fleisch, Limonaden, süßem Nachtisch oder Fast-food gesund sind."


Was gesund ist und das Gewicht nicht belastet, hat er an einer Gruppe von 7447 Frauen im Alter von 60 bis 80 und Männern im Alter von 55 bis 80 Jahren ermittelt. Die Studienteilnehmer hatten Typ-2 Diabetes oder wiesen drei oder mehr kardiovaskuläre Risikofaktoren (z.B. Rauchen, Bluthochdruck, Stoffwechselstörung, Übergewicht, metabolisches Syndrom, wenig Bewegung, hohe Harnsäurekonzentration) auf. Die Personen wurden im Durchschnitt 4,8 Jahre beobachtet und in drei Gruppen eingeteilt: Mediterran-Gruppe 1 - extra viel Olivenöl, das auch zum Kochen verwendet wurde, ansonsten keine Einschränkung der Kalorienmenge; Nuss-Gruppe 2 - mediterrane Ernährung mit täglich mindesten 30 Gramm Nüssen, keine Kalorienreduzierung; Fettarm-Gruppe 3 - fettarme Ernährung, wie sie bisher zum Vermeiden von Übergewicht und Herz-Kreislauf-Erkrankungen empfohlen wird.


Das bedeutete, dass die Studienteilnehmer in Gruppe 1 rund 42 Prozent, in Gruppe 2 etwas über 42 Prozent und in Gruppe 3 etwas mehr als 37% der täglichen Kalorien über Fette zu konsumierten. Nach Ablauf der Beobachtungszeit hatten diejenigen mit der Mittelmeerdiät 0,88 kg, die mit dem erhöhten Nussverzehr 0,40 kg und die mit der fettarmen Ernähung 0,60 kg abgenommen. In allen drei Gruppen hatte sich der Taillenumfang erhöht: mit 1,2 cm am meisten in der Fettarm-Gruppe, in der Olivenöl-Gruppe um 0,85 cm und in der Nuß-Gruppe um 0,37 cm. Statistisch betrug die Veränderung des Taillenumfanges mit der mediterranen Ernährung im Vergleich zu fettarmen Kost durchschnittlich -0,55 cm (zwischen -1,16 und -0,06 cm) und im Vergleich der Nußdiät mit der fettarmen Kost um durschnittlich -0,94 cm (zwischen - 1,6 und - 0,27 cm). 


Was man aus diesen Ergebnissen lernen kann, erklärt Pror. Dr. Dariush Mozaffarian, Tufts University, Boston: "Sich auf die Reduzierung von Fett zu konzentrieren, um Herzerkrankungen zu vermeiden, war falsch. Man hat dabei die unterschiedlichen Effekte spezifischer Fettsäuren übersehen und die Priorisierung der Kalorienaufnahme, um eine Gewichtszunahme zu verhindern, ignoriert die physiologischen Wirkungen verschiedener Lebensmittel." Und er warnt: "Wir müssen endlich den Mythos aufgeben, das fett- und kalorienarme Produkte tatsächlich zu einem geringeren Gewicht führen…..Wir sollten Lebensmittelproduzenten, Händler und Restaurants dazu zwingen, fettreduzierte Produkte mit dubiosem Gesundheitswert, die aber enorm beworben werden, durch gesunde Pflanzenfette zu ersetzen."


Sein Rat: "Neue wissenschaftliche Erkenntnisse legen die Empfehlung nahe, mit Kalorien mit Früchten, Nüssen, Gemüse, Bohnen, Fisch, Pflanzenölen und Vollkornprodukten zu bestreiten und weniger mit verarbeiteten Lebensmitteln mit einem hohen Anteil von Stärke, Zucker, Salz oder Transfetten."


10.06.2016/ Quelle: Lancet

 
 
 
 
 
 
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