Manche Menschen macht Brot krank, weil sie an Zöliakie leiden und einen bestimmten Bestandteil von Getreide nicht vertragen (Foto: Maja Dumat/pixelio.de)
Manche Menschen macht Brot krank, weil sie an Zöliakie leiden und einen bestimmten Bestandteil von Getreide nicht vertragen (Foto: Maja Dumat/pixelio.de)
> Glutenfreie Ernährung: Für Gesunde eher nicht empfehlenswert

Wenn Prominente - wie z.B. US-Schauspielerinnen, Tennisstars oder Frauen und Töchter ehemaliger US-Präsidenten - von einer Diät ohne Gluten schwärmen und dabei von sich behaupten, dadurch fitter und leistungsstärker geworden zu sein, dann ist ein Trend geboren. Und es dauert dann nicht lange, bis sich die Volksseele inbrünstig zu Lebensmitteln ohne Kleber- oder Getreideeiweiß bekennt. Doch für gesunde Menschen bringt glutenfrei eher keine Vorteile, verschiedene Studien besagen sogar, dass eine derartige Kost nicht zu empfehlen ist.

Gluten ist eine Eiweißkomponente in bestimmten Getreiden, z.B. in Weizen, Roggen und Gerste. Bei Menschen mit der Autoimmunerkrankung Zöliakie löst Gluten starke Bauchschmerzen, Durchfälle und andere Darmprobleme aus. Dazu reichen schon kleinste Mengen aus, um die Abwehr des Körpers zu alarmieren, die dann zu der Zerstörung gesunder Zellen der Darmschleimhaut führt. Bei einer Glutensensitivität werden dagegen in der Regel geringe Mengen Gluten vertragen. Bei größeren Mengen stellen sich Verdauungsbeschwerden, manchmal auch Migräne und Depressionen, Müdigkeit und ein Taubheitsgefühl oder ein Kribbeln in den Gliedern ein.

Gesunde Menschen, die sich für eine glutunfreie Ernährung entscheiden, versprechen sich davon natürlich gesundheitliche Vorteile. Prof. Dr. med. Martin Storr, Gastroenterologe am Gesundheitszentrum Starnberg, hält das allerdings für einen Mythos. Auf foodnav.de, eine Webseite für Menschen mit Lebensmittelunverträglichkeiten, sagte er: „Dass eine glutenfreie Ernährung für jeden Menschen gesünder ist, lässt sich wissenschaftlich nicht bestätigen. Weizen, Roggen und Gerste enthalten nämlich, vor allem als Vollkornprodukte, auch viele wichtige Nährstoffe, Vitamine und Mineralien, beispielsweise Eisen, Vitamin D und K, auf die man nicht so einfach verzichten kann.“ Wer glutenhaltige Produkte einfach durch glutenfreie Nahrungsmittel ersetze, die die gleiche Menge Kohlenhydrate aus anderen Quellen enthalten, werde nicht automatisch abnehmen.

Eine Studie an den Universitäten von New York und Boston hat bei 64.714 Frauen und 45.303 Männern über einen Zeitraum von 26 Jahren die Folgen der Ernährung auf das Entstehen von Herzkrankheiten untersucht. Nach ihrem Glutenverzehr wurden die Personen in fünf Gruppen unterteilt: In der höchsten Gruppe entsprach das einem täglichen Glutenverzehr von 7,5 Gramm bei Frauen und 10 Gramm bei Männern, in der niedrigsten Gruppe 2,6 Gramm bei Frauen und 3,3 Gramm bei Männern. In dem Beobachtungszeitraum entwickelten 2431 Frauen und 4098 Männer eine koronare Herzkrankheit.

Es stellte sich heraus, dass kein Unterschied zwischen einer hohen und einer niedrigen Verzehrmenge von Gluten zu finden war, was das Risiko für eine Herzerkrankung betraf. Ob Frauen oder Männer viel oder wenig Gluten zu sich nahmen, beeinflußte die Erkrankungsgefahr nicht. Die Mediziner machen aber auf ein anderes Risiko aufmerksam: Der Verzicht auf Gluten geht mit einem Verzicht auf Vollkornprodukte einher. Vollkorn hat sich aber als vorteilhaft für Herz und Kreislauf erwiesen. Deshalb raten sie gesunden Menschen von einer glutunfreien Ernährung ab, weil diese mehr Schaden als Nutzen für Herz und Kreislauf bringen könnte.

Die Verbraucherzentrale meint denn auch: „Die Masse an glutenfreien Produkten und die auffällige Werbung mancher Hersteller und Händler kann bei Verbrauchern, die keine Unverträglichkeit haben, den Eindruck erwecken, es handle sich hierbei um ein besonderes Qualitätsmerkmal. Die Werbestrategien suggerieren oftmals, dass jene Produkte Gesundheit und Wohlbefinden steigern, angeblich sogar Übergewicht verhindern bzw. beim Abnehmen helfen. Zu diesem Image als Lifestyle-Produkt tragen zahlreiche Berichte von Stars und Prominenten in der Presse und manche Ratgeberbücher bei. Beim Abnehmen hilft dann – wenn überhaupt – aber nur die verringerte Energiezufuhr, nicht aber das Fehlen von Gluten.“

26.10.2017 cs/ Quelle: BMJ

 
 
 
 
 
 
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