> Trend zur glutenfreien Ernährung: Kein Vorteil für gesunde Menschen

Das ist schon so eine Sache mit Ernährungstrends. Manche entstehen, ohne dass man so genau weiß warum eigentlich. Manchmal sind es es Aussagen von selbsternannten Experten oder die Bemerkung einer sich im öffentlichen Interesse sonnenden Person - und schon ist der Trend da. Weil viele US-Stars eine glutenfreie Diät anpreisen, verzichten mittlerweile Millionen von Menschen auf glutenhaltige Nahrungsmittel. Doch die Annahme, dass man ohne Gluten gesünder lebt, führt in die Irre.

Es gibt Menschen, die richtig unter Gluten, das u.a. in Nudeln und Brot enthalten ist, leiden. Doch nicht nur diejenigen, die von einer Gluten-Unverträglichkeit gequält werden, verzichten mittlerweile auf Produkte mit dem Klebereiweiß, das in den meisten Getreidesorten (z.B. Weizen, Roggen, Hafer, Gerste) enthalten ist. In den USA sind fast genauso viele Menschen mit und ohne Gluten-Intoleranz, die sich glutenfrei ernähren. Viele denken im übrigen, dass sich glutenfrei besser abnehmen und das  Herz schonen lässt.

Dem ist aber nicht so. Ernährungswissenschaftler und Mediziner von Universitäten und Instituen in New York und Boston haben die Ernährungsgewohnheiten von 65714 Frauen und 45303 Männern in den Jahren 1986 bis 2010 analysiert. Im Beobachtungszeitraum von 26 Jahren wurde bei 2431 Frauen und 4098 Männern eine konronare Herzkrankheit (KHK) diagnostiziert.

Die Studienteilnehmer wurden in fünf Gruppen mit unterschiedlich hohem Glutenverzehr pro Tag eingeteilt. Die täglich aufgenommene Menge an Gluten betrug durchschnittlich im obersten Fünftel 2,4 Gramm bei Frauen und 2,8 Gramm bei Männern. Im untersten Fünftel lag sie bei 1,2 Gramm bei Frauen und bei 1,3 Gramm bei Männern - im Durchschnitt.

Bezogen auf die Häufigkeit einer Herzerkrankung ergab sich folgendes Bild: In der untersteten Glutenverzehrgruppe wurden 352 Vorfälle (in der Studie wird das auf 100.000 Personenjahre gerechnet) gezählt. In der Gruppe mit dem höchsten täglichen Glutenverbrauch waren es 277 Vorfälle.

Dr. Benjamin Lebewohl von der Columbia University, der die Untersuchung geleitet hat, stellt fest: „Populäre Bücher, die auf Einzelerfahrungen und -hinweise ohne wissenchaftliche Begründung basieren, haben die Auffassung verbreitet, dass eine glutenfreie Diät für jedermann gesund ist. Die Ergebnisse unserer Studie zeigen, dass die Minimierung von Gluten keinen Vorteil für Menschen ohne Zöliakie bringt, schon gar nicht im Hinblick auf die Herzgesundheit. Tatsächlich ist glutenfrei sogar schädlich, weil es geringe Menge an Vollkorn bedeutet. Doch gerade Vollkorn schützt vor Herzerkrankungen.“

cs 12.5.2017/ Quelle: BMJ

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS