Fleischessen: Wie gefährlich ist es wirklich?

Für viele Menschen steht fest: Fleisch ist ungesund. Meldet Welt-N24: "So gefährlich ist der Konsum von rotem Fleisch." Mit Bezug auf eine Studie vom Mai 2016 (Is Meat Killing Us?) wird folgendes Fazit gezogen:  "Wer täglich rotes oder verarbeitetes Fleisch zu sich nimmt, erhöht sein Sterberisiko." Ganz so eindeutig scheint die Beziehung von Fleischkonsum und Krankheits- und Sterberisiken allerdings nicht zu sein. Denn es gibt auch Studien, die etwas anderes aussagen. Obwohl vieles nicht ganz klar ist, eines dürfte niemand überraschen: Abhängig scheint das Risiko vor allem von der verzehrten Fleischmenge zu sein.


Die Botschaft ist ziemlich eindeutig: Der Konsum von Salami, Schinken und Co. aber auch von unverarbeitetem roten Fleisch sorgt für vermehrte Herzinfarkte und Schlaganfälle und Krebserkrankungen und erhöht somit das Sterberisiko. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die Krebsgefahr von Wurst und Schinken auf eine Stufe mit der von Tabakrauchen gleichgesetzt. 


Heilpraxisnet schreibt dazu: "Weniger Lebenserwartung: Fleischessen verkürzt signifikant das Leben." Demnach "reichen bereits zwei Wurstsemmeln oder ein Schnitzel pro Tag, um eine statisch deutlich niedrigere Lebenserwartung zu haben. Durch den Verzehr von Obst und Gemüse können die negativen Effekte des Fleischkonsums nicht ausgeglichen werden."


Das Ärzteblatt meldete 2012: "Mit jedem Stück nicht verarbeitetem rotem Fleisch am Tag (Steak von der Größe eines Kartenspiels) steigt das Sterberisiko um 13 Prozent. Jede tägliche Portion von bearbeitetem Fleisch (ein Hotdog oder zwei Scheiben Bacon) erhöht das Risiko um 20 Prozent. Für Herz-Kreislauf-Erkrankungen beträgt die Zunahme Anstieg 18 beziehungsweise 21 Prozent. Beim Krebs steigt die Mortalität um 10 bis 16 Prozent."


Die Studie "Is Meat Killing US?" hat ermittelt, dass der Verzehr von Salami, Schinken, Würsten, Lamm-, Schweine- und Rindfleisch die Sterbegefahr um 23 bis 29% erhöht. Es ergab sich auch, dass schon eine geringe Erhöhung der Verzehrmenge, die über den durchschnittlichen Tageskonsum von 0,6 Gramm verarbeitetem und 13,9 Gramm unverarbeitetem Fleisch hinaus geht, sich bereits negativ auf die Lebenszeit auswirkt. Geflügelfleisch und Fisch haben im übrigen offenbar keinen lebensverkürzenden Effekt. 


Gleichzeitig soll gelten, dass der Verzicht auf Fleisch, das Leben verlängert. Im Jahr 2003 wurde dazu eine Auswertung veröffentlicht, aus der hervor geht, dass ein sehr geringer Fleischkonsum, das Sterberisiko um 25 bis 200% senken kann. Der vollständige Verzicht auf Fleisch kann auf Dauer - die Studien sprechen von mindestens 17 fleischlosen Jahren - das Leben sogar um etwa 3,6 Jahre verlängern. 


Möglicherweise ist das alles aber nicht ganz so einfach. 2009 bekundete das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR - Stellungnahme Nr. 023/2009): "Ein Kausalzusammenhang zwischen Fleischkonsum und Krebs und anderen Todesursachen kann aus den vorhandenen Daten nicht eindeutig abgeleitet werden. Die Entstehung von Krebs ist ein multifaktorielles Geschehen, bei dem auch genetische und andere Faktoren eine Rolle spielen," 


Eine im Januar 2017 veröffentlichte Untersuchung der Purdue University, West Lafayette, USA, hat die Daten aus 24 qualifizierten Studien ausgewertet. Dabei kam heraus, dass der Verzehr von täglich bis zu 35 Gramm Fleisch am Tag, in der Auswertung wird das als eine halbe Portion Fleisch täglich bezeichnet, sich nicht auf die wesentlichen Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Krankheiten auswirkte - also das LDL-, HDL- und Total-Cholesterin sowie die Triglyceride und den Blutdruck nicht negativ veränderte. 


Eine im Dezember 2016 publizierte Studie des Institutes für Epidemiologie, Helmholtz Zentrum, München hat zum Ergebnis, dass Kinder, die ab dem Alter von 10 Jahren und danach Geflügelfleisch verzehrten nach 10 bzw. 15 Jahren eine um so höhere Körperfettmasse (FMI - Fett Masse Index) aufwiesen, um so mehr Geflügelfleisch sie gegessen hatten. Bei einem höheren Verzehr von rotem Fleisch stieg dagegen der Anteil der fettfreien-Masse (FFMI - fettfreie Masse Index), was eine Zunahme an Muskeln bedeutet. Der FMI sagt genauso wie der FFMI etwas über den Körperbau aus und setzt die Körpergröße in Relation zum Körpergewicht. Die Werte geben den Körperfettanteil  bzw. den Anteil an fettfreier Muskelmasse an. 


In einer ebenfalls im Dezember 2016 veröffentlichten Studie an der Universität von Sydney wurde untersucht, welche Auswirkungen eine vegetarische Ernährungsweise im Vergleich zu Fleischessern auf das Sterberisiko hat. Untersucht wurden 267.180 Frauen und Männer im Alter ab 45 Jahren. Das Ergebnis: Es konnte kein schützender Effekt der vegetarischen Ernährung in Bezug auf die Sterblichkeit fest gestellt werden.


Bei fast allen Studien zu den Gefahren von Fleischkonsum spielt die Menge des verzehrten Fleisches eine Rolle. Große Mengen Fleisch bergen eine größere Gefahr, sich negativ auf die Gesundheit auszuwirken als geringe Mengen. Und außerdem zeichnet sich ab, dass vor allem sogenanntes verarbeitetes Fleisch - also Aufschnitt, Würste, etc. - schädlicher sein kann als unverarbeitetes Fleisch. Einfluß auf die möglichen Gesundheitsgefahren von Fleisch haben darüber hinaus möglicherweise u.a. die gesamten Ernährungsgewohnheiten, das Bewegungsverhalten und ob man Raucher ist oder nicht.


12.1.2017/ Quelle: Am J Clin Nutr. 





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/fleisch-12-1-17.php
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