Magarine statt Butter? Wenn es um das Herz geht - eher nein

Es gibt nicht wenige Ernährungshinweise, die sich mit der Zeit als Mär entpuppen. So sieht das auch mit pflanzlichen Fetten und dem Vorteil von Magarine gegenüber Butter aus. Noch immer predigen Ernährungswissenschaftler und Kardiologen von den Vorteilen ungesättigter Fettsäuren im Hinblick auf den gesundheitlichen Nutzen für Herz und Kreislauf. Doch Belege für diese Wirkung stellen sich als verfälscht dargestellt heraus. Und damit kracht ein jahrelang als gesichert geltendes Ernährungsgebäude zusammen.


Dr. Daisy Zamora von der UNC School of Medicine stellt sich die entscheidende Frage: "Hat man Butter einen schlechten Ruf verpasst?" Wenn man neuen Erkenntnissen folgt, dann sieht es ganz danach aus. Denn bei einer Neubewertung alter Studienergebnisse blieb von dem Gesundheitsversprechen, dass pflanzliche Öle das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen senkt, gar nicht so viel übrig. Zamora ist weit davon entfernt, Butter als ein vollkommen gesundes Lebensmittel zu bewerten. Aber sie sagt auch, dass es viele Zweifel daran gibt, dass pflanzliche Fette nun gesund für das Herz sind.


Angefangen hat die Mär von der gesunden Magarine und der ungesunden Butter vor Jahrzehnten - nämlich Mitter der 60iger Jahre. Damals wurden Studien veröffentlicht, die beweisen sollten, dass der Ersatz von gesättigten Fetten (tierische) durch ungesättigte Fette (pflanzliche) das Cholesterin im Blut senkte. In der Folgezeit kamen dann weitere Studien hinzu, dass die Ernährungsumstellung zu einem verminderten Risiko von Herzinfarkten und der damit einher gehenden Sterblichkeit führte. Dieser Gleichung habe viele fest vertraut: Ernährungswissenschaftler, Kardiologen und andere Ärzte und ganz Heerscharen von Verbrauchern. Und im Angesicht dieser "gesicherten Erkenntnisse" wurden auch Massen von Patienten behandelt.


Doch was weit über 50 Jahre als richtig deklariert wurde, stellt sich mittlerweile als verfälscht heraus. Zamora erklärt: "Wir kommen zu der Feststellung, dass die unvollständige Veröffentlichung wichtiger Daten zu einer Überbewertung der Vorteile eines Ersatzes von gesättigten Fetten durch pflanzliche Öle geführt hat - und zu einer Unterbewertung möglicher Risiken."


Was ist geschehen? Es handelt sich vor allem um die entscheidende Studie, die von 1968 bis 1973 durchgeführt wurde und an der 9423 Frauen und Männer im Alter von 20 bis 97 teilgenommen hatten. Diese sollte nachweisen, dass der Ersatz von Butter durch Magarine koronare Herzerkrankungen vermindert, weil die Cholesterinwerte sinken. Und die damals erfolgten Veröffentlichungen bestätigten das dann auch.


Wie Zamora und Kollegen jetzt herausfanden, wurden die Ergebnisse dieser Studie nur teilweise ausgewertet, ergänzende Auswertungen unterblieben. Das haben die Wissenschaftler verschiedener US-amerikanischer Universitäten und Organisationen jetzt nachgeholt und alle verfügbaren Daten neu ausgewertet. Dabei ergab sich: Tatsächlich sanken die Cholesterinwerte - und zwar im Durchschnitt um 13,8%. Aber daraus ergab sich kein Vorteil in Bezug auf Arteriosklerose oder Herzinfarkte. Die Senkung des Cholesterins erhöhte sogar das Risiko für einen Todesfall wegen Herzinfarktes um 22%.


Zweifel, dass gesättigte Fettsäuren einer der wichtigsten Ursachen für Herzinfarkte sind, gibt es allerdings schon länger. Erklärungen, warum aber pflanzliche Öle anscheinend sogar das Risiko für Herzinfarkte steigern können, sind bisher aber vage. So scheint es denkbar, dass pflanzliche Fette, die chemisch behandelt und verarbeitet werden, so wie es bei Magarine passiert, Entzündungen - eine der größten Risikfaktoren für Herzinfarkt - und Arteriosklerose fördern können.  


18.04.2016/ Quelle: BMJ





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/butter-magarine-18-04-16.php
powered by webEdition CMS