Die leckere Portion Nudeln sollte man sich abends lieber verkneifen, wenn der Stoffwechsel nicht mehr richtig arbeitet (Foto: birgitH  / pixelio.de)
Die leckere Portion Nudeln sollte man sich abends lieber verkneifen, wenn der Stoffwechsel nicht mehr richtig arbeitet (Foto: birgitH  / pixelio.de)
> Bei Problemen mit dem Zuckerstoffwechsel: Abends auf Kohlenhydrate verzichten

Wer an einer sogenannten Prädiabetes leidet, der sollte am Abend den Verzehr von stärke- und zuckerhaltigen Lebensmitteln - wie Pizza, Pasta oder Pudding - meiden. Denn kohlenhydratreiches Essen kann sich negativ auf die Blutzuckerregulation auswirken. Dagegen spielte bei gesunden Studienteilnehmern der Zeitpunkt der Kohlenhydrataufnahme keine wesentliche Rolle für die Blutzuckerregulation. Deshalb gehen Ernährungsforscher davon aus, dass auch die sogenannte innere Uhr beeinflußt, wie Menschen mit einer Zuckerstoffwechselstörung auf kohlenhydratreiches Essen reagieren.


Prädiabetes ist - wie der Name schon sagt - eine Vorstufe zum Diabetes. Sie zeichnet sich durch eine gestörte Glukosetoleranz aus. Normalerweise wird der mit dem Essen oder Trinken aufgenommene Zucker im Dünndarm komplett abgebaut. Das läßt den Blutzucker bei gesunden Menschen vorübergehend und nicht sehr ausgeprägt ansteigen. 


Bei einer eingeschränkten Glukosetoleranz oder einer Glukoseintoleranz ist die Insulinwirkung herab gesetzt oder gar nicht mehr vorhanden. Das heißt, dass bei einer Zuckerzufuhr nur eine unzureichende oder gar keine Regulation des Blutzuckers durch Insulin mehr erfolgt. Die Körperzellen verlieren also mehr und mehr ihre Fähigkeit, auf Insulin zu reagieren.  


Nun wissen Ernährungswissenschaftler, dass die sogenannte innere Uhr die Regulation von Stoffwechselprozessen beeinflußt und auch der Zuckerstoffwechsel einer bestimmten Tagesrhythmik unterliegt. Die innere Uhr spielt auch dabei eine Rolle, wie der Stoffwechsel auf die Zufuhr von Kohlenhydraten oder Fetten reagiert. Damit ergeben sich bestimmte Tageszeiten, die für den Konsum einer kohlenhydrat- oder fettreichen Kost besser für die Gesundheit geeignet sind als andere. 


Wer morgens kohlenhydratreich, aber fettarm ißt, vermindert sein Risiko für Typ-2-Diabetes oder das metabolische Syndrom (gekennzeichnet durch Symptome wie übermäßige Fetteinlagerungen im Bauchraum, Bluthochdruck sowie einen gestörten Zucker- und Fettstoffwechsel). Das genaue Zusammenspiel zwischen der Ernährungsweise und der Regulation des Zuckerstoffwechsels im Verlauf des Tagesrhythmus ist jedoch noch nicht vollständig erforscht.


Jetzt hat das Deutsche Institut für Ernährungsforschung (DIfE) an insgesamt 29 Männern im Durchschnittsalter von etwa 46 Jahren und mit einem durchschnittlichen Body-Mass-Index von 27 (das heißt, sie waren normal- bis stark übergewichtig) eine Ernährungsstudie durchgeführt . Die Untersuchung wurde nur an Männern vorgenommen, weil die Untersuchung zirkadianer Rhythmen bei Frauen auf Grund des Menstruationszyklus erheblich erschwert ist.


Bei 11 Personen ermittelten die Wissenschaftler zu Beginn der Studie eine Zuckerstoffwechselstörung, hatten also bereits erhöhte Nüchtern-Blutzuckerwerte oder ihre Blutzuckerwerte sanken nach einem Zuckerbelastungstest deutlich langsamer ab als normal. Bei den restlichen 18 Studienteilnehmern war die Blutzuckerregulation dagegen nicht gestört, ihre Glukosetoleranz war also normal. 


Während der Studie mussten die Studienteilnehmer für jeweils vier Wochen zwei unterschiedliche Diäten (A und B, siehe Erklärung der Diäten) einhalten. Beide Diäten lieferten dieselbe Menge an Kalorien, Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß, jedoch unterschieden sie sich darin, zu welcher Tageszeit die Teilnehmer vorwiegend Kohlenhydrate oder Fette verzehrten. So aßen Studienteilnehmer nach Diätplan A von morgens bis 13:30 Uhr kohlenhydratbetont und von 16:30 bis 22:00 Uhr fettbetont. Nach Diätplan B verzehrten sie vormittags fettreiche und nachmittags und abends kohlenhydratreiche Speisen. 


„Wie unsere Studie zeigt, ist es zumindest für Männer mit einer Zuckerstoffwechselstörung relevant, zu welcher Tageszeit sie eine kohlenhydratreiche Mahlzeit verzehren. Verglichen wir die nach den beiden Diäten gemessenen Blutzuckerwerte, so lagen ihre Blutzuckerspiegel nach Diät B um durchschnittlich 7,9 Prozent höher als nach Diät A, bei der die Teilnehmer abends fettbetont aßen. Interessanterweise konnten wir diesen Effekt bei den gesunden Männern nicht beobachten, obwohl wir generell sowohl bei den gesunden als auch den vorbelasteten Personen eine Abnahme der Glukosetoleranz im Tagesverlauf feststellten. Diese fiel bei Letzteren allerdings deutlich stärker aus“, sagt Katharina Keßler vom DIfE. 


Bei den vorbelasteten Männern beobachteten die Ernährungsexperten eine veränderte Sekretion der Darmhormone Glucagon-like peptide-1 (GLP-1 - siehe Erklärung) und Peptid YY (PYY - siehe Erklärung). Diese tragen zur Regulation des Zuckerstoffwechsels bzw. des Körpergewichts bei. In welchem Umfang sie ausgeschüttet werden, unterliegt einer bestimmten Tagesrhythmik. So sanken bei vorbelasteten Personen parallel zur deutlich ausgeprägten, nachmittäglichen Abnahme der Glukosetoleranz die Blutspiegel der beiden Hormone wesentlich stärker ab als bei gesunden Studienteilnehmern. 


„Die zirkadiane Rhythmik der Hormonausschüttung beeinflusst also, wie wir auf Kohlenhydrate reagieren“, sagt Endokrinologe Andreas F. H. Pfeiffer vom DIfE. Wer bereits unter einer Störung des Zuckerstoffwechsels leidet, sollte sich deshalb nach seiner inneren Uhr richten und am Abend kohlenhydratreiche Mahlzeiten meiden.


Erklärung der Diäten
Bei beiden Diäten (A und B) lag der Gesamtanteil der Kohlenhydrate an der Energiezufuhr bei 50 Prozent, der der Fette bei 35 Prozent und der des Eiweiß bei 15 Prozent, was einer ausgewogenen Ernährung entspricht. In dem Zeitfenster, in dem verstärkt Kohlenhydrate verzehrt werden sollten, d. h. in der kohlenhydratreichen Diätphase, lag der Anteil der Kohlenhydrate an der Energiezufuhr bei 65 Prozent, der der Fette bei 20 Prozent und der des Eiweiß bei 15 Prozent. Dagegen lag in der fettbetonten Diätphase der Anteil der Kohlenhydrate an der Energiezufuhr bei 35 Prozent, der der Fette bei 50 Prozent und der des Eiweiß bei 15 Prozent. Jeweils 50 Prozent der täglich aufgenommenen Kalorien entfiel auf die kohlenhydrat- bzw. die fettreiche Phase.  


Glucagon-like peptide-1 (GLP-1)
Im Darm setzen sogenannte L-Zellen GLP-1 frei, nachdem sie durch Kohlenhydrate (z. B. Zucker), Eiweiße oder Fette stimuliert wurden. Das Peptidhormon hat eine Halbwertszeit von weniger als zwei Minuten, stimuliert die Insulinfreisetzung und hemmt gleichzeitig die Ausschüttung des hormonellen Insulingegenspielers Glucagon. Beides führt dazu, dass der Blutzuckerspiegel sinkt. Zudem weisen Untersuchungen darauf hin, dass es die Insulinempfindlichkeit der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse wiederherstellt und gleichzeitig ihrem Absterben entgegenwirkt. Darüber hinaus verzögert es die Aufnahme von Kohlenhydraten aus dem Darm und wirkt sättigend (Quelle: Wikipedia). 


Peptid YY (PYY)
Das Peptid wird nach dem Essen von bestimmten Zellen der Darmschleimhaut ins Blut abgegeben. PYY hemmt die Magenentleerung, die exokrine Pankreassekretion sowie die Magensekretion. Hierdurch wird die Entleerung von fetthaltiger Nahrung in den Dünndarm verzögert und so eine bessere Verdauung ermöglicht. PYY beeinflusst ebenfalls sehr stark das Appetit- und Sättigungsgefühl und führt hierüber zu einer reduzierten Nahrungsaufnahme (Quelle: Wikipedia).


cs 13.3.2017/ Quelle: Scientific Reports

 
 
 
 
 
 
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