Waage
Gewicht verlieren: Voraussetzung ist eine Umstellung der Ernährungsgewohnheiten (Foto: DAK)
> Diäten: Anders essen lernen

Blitzdiäten und Hungerkuren bringen nichts. Wer
Pfunde verlieren und sein Gewicht halten will, muss anders essen lernen.


„Ideal-Diät“, „Genuss-Diät“ oder „Fett-weg-Plan“: Anleitungen zum Abnehmen gibt
es wie Sand am Meer. Kaum eine Chance, da den Überblick zu behalten, doch lässt
sich trotzdem die Spreu vom Weizen trennen. Es gibt nämlich nicht bloß
Diätfehler, sondern auch falsche Diäten. Das Deutsche Grüne Kreuz (DGK)
veröffentlicht die Bewertung von fünf Diät-Typen:



FdH (“Friss die Hälfte”) oder 1.000-Kalorien-Diäten
programmieren den Körper auf Hungersnot. Er fährt seinen Energiebedarf herunter
und verbrennt dann kein Fett, sondern Eiweiß, das heißt Muskeln. Daran gewöhnt,
mit wenig Kalorien auszukommen, kommt ihm das Ende der Diät, wenn wieder mehr
als 1.000 Kalorien gegessen werden, wie Völlerei vor. Bis sich der Stoffwechsel
umgestellt hat, wandelt der Körper die Kaloriendreingabe in Fett um – und man
wiegt dann womöglich mehr als vor der Diät. So erklärt sich der berüchtigte
„Jojo-Effekt”.



DGK-Wertung: abzuraten!



Low-Fat-Diäten erlauben nur Lebensmittel
mit einem Fettgehalt unter 30 Prozent. Ein Gramm Fett hat nämlich doppelt so
viele Kalorien wie ein Gramm Kohlenhydrate. Favorisiert werden entsprechend
Vollkornprodukte, Obst und Gemüse, sodass an Vitaminen, Mineralien und
Ballaststoffen kein Mangel herrscht. Das Problem: Nicht nur zu viel, auch zu
wenig Fett ist ungesund. Riskiert wird ein Mangel an den lebenswichtigen
fettlöslichen Vitaminen A und E. Deswegen sollte man strikt nur Fette
tierischer Herkunft einsparen, nicht aber pflanzliche, z. B. Oliven- und
Rapsöl.



DGK-Wertung:
eingeschränkt zu empfehlen!



Low-Carb-Diäten reduzieren Kohlenhydrate
(engl. „carbon“). Fett und Eiweiß machen den Großteil der Ernährung aus. Die
Atkins-Diät etwa propagiert Rind, Schwein, Fisch, Eier, Käse und schnallt den
Gürtel enger bei Brot, Reis, Nudeln und Kartoffeln. Die Theorie dahinter ist
strittig: Fett zu verdauen, verbrauche jede Menge Kalorien; außerdem zapfe der
Körper seine Fettreserven an, wenn Kohlehydrate als Energielieferanten
ausfielen. Kritiker widersprechen, sie glauben, dass die fett- und eiweißreiche
Kost nur eher satt macht, man deshalb weniger isst – und dadurch eventuell
abnimmt. Der Preis ist hoch, unter anderem drohen Vitaminmangel und zu hohe
Blutfettwerte.
Bei der South-Beach- und der Glyx-Diät (LOGI-Methode)
stehen Pflanzenöle und tierisches Eiweiß im Mittelpunkt; tierische Fette sind
deutlich reduziert. In den Diätplan integriert werden auch Gemüse, Vollkornbrot
und Obst, das heißt Kohlenhydrate mit niedrigem glykämischem Index („Glyx“; die
Abkürzung „LOGI“ steht für „Low Glycemic Index“). Das bedeutet: Der Körper
braucht länger, die Kohlenhydrate in Glukose umzuwandeln, so dass sie nur
langsam ins Blut gehen. Nahrungsmittel mit hohem glykämischem Index hingegen, zum Beispiel Weißmehl und
Zucker, katapultieren binnen kurzem den Blutzuckerspiegel hoch und heizen damit
die Insulinproduktion an. Viel Insulin aber fördert Heißhungerattacken und
hemmt den Abbau von Körperfett – Effekte, die den Zielen einer Diät
zuwiderlaufen. Ernährungsmediziner monieren hier die ungesund hohe
Eiweißaufnahme und einen noch zu geringen Ballaststoffanteil.



DGK-Wertung: abzuraten
(Atkins-Diät) bzw. eingeschränkt zu empfehlen (South-Beach-Diät, Glyx-Diät)!



Beim Konzept „Ausgewogene Mischkost“ soll
Ernährungstraining die Weichen nachhaltig auf kalorienarme, trotzdem sättigende
und abwechslungsreiche Mischkost umstellen. Favorisiert werden Gemüse, Obst und
Vollkornprodukte. Gesättigte Fette tierischer Herkunft und Kohlenhydrate mit
hohem glykämischem Index gilt es zu meiden. Es gibt aber keine Verbote,
Wahlfreiheit wird groß geschrieben – bei mindestens 1.200 Kalorien täglich.
„Nicht weniger, sondern anders essen“ heißt die Devise. Erlernt werden soll ein
Essverhalten, dass nach der Diät mühelos beibehalten werden kann, damit der
Jojo-Effekt ausbleibt.



DGK-Wertung:
uneingeschränkt zu empfehlen!



Formula-Diäten sind trinkfertige oder mit
Wasser anzurührende Instant-Mahlzeiten. Sie können stark übergewichtigen
Personen den Einstieg in eine Diät erleichtern und sie unterstützen, sich
ausgewogen zu ernähren, damit sie nach der Diät nicht wieder zunehmen. Die
Zusammensetzung der Drinks ist durch die Diätverordnung geregelt. Damit ist
garantiert, dass alle essentiellen Nährstoffe enthalten sind und allein an
Kalorien gespart wird. Anfangs ersetzt man alle Mahlzeiten durch die
Diätprodukte. Später darf man reguläre Speisen wieder einführen, muss aber
weiterhin das Limit von 1.200 Kalorien pro Tag einhalten. Formula-Diäten
versprechen vor allem anfangs eine rasche Gewichtsabnahme.



DGK-Wertung: vor allem
für den Einstieg zu empfehlen!



WANC 28.04.06

 
 
 
 
 
 
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