Algen
Ein in Seegras enthaltener Farbstoff soll Fett abschmelzen (Foto: projet photos)
> Hilft Seegras gegen Fettleibigkeit?

Japanische Chemiker haben eine neue
Substanz entdeckt, die gegen Fettleibigkeit wirken soll. Der
Farbstoff Fucoxanthin, der Braunalgen an den Küsten braun
erscheinen lässt, soll das Fett in Ratten um zehn Prozent
verringert haben.


Die Braunalgen (Undaria pinnatifida)
gehören zu den wichtigsten Bestandteilen der japanischen
Misosuppe. Allerdings haben die Forscher der Hokkaido University
gleich eingeräumt, dass auch der Verzehr von großen Mengen
Misosuppe nichts zur Gewichtsreduktion beitragen kann, da Fucoxanthin
eng an Proteine im Seegras gebunden ist und nicht einfach in seiner
natürlichen Form absorbiert werden kann.



Wenn der Wirkstoff dann jedoch in
reiner Form angewendet wird, scheint er ohne Nebeneffekte Fett zu
reduzieren. Das Forscherteam um Kazuo Miyashita geht davon aus, dass
es noch mindestens drei Jahre dauern werde, ehe Schlankheits-Pillen
auf Basis von Fucoxanthin am Markt sein werden.



Der Farbstoff Fucoxanthin kommt auch in
Phytoplanktern vor, die global betrachtet etwa 40 Prozent der
gesamten jährlichen neu gebildeten Biomasse aufbauen. In den in
der asiatischen Küche ebenfalls verwendeten grünen und
roten Algen kommt er allerdings nicht vor.



Miyashitas Team hat die Wirkung des
Stoffes an mehr als 200 Ratten und Mäusen untersucht. Demnach
wirkt der Farbstoff sogar an zwei Fronten gleichzeitig: In
fettleibigen Tieren hatte die Substanz ein Protein namens UCP1
(uncoupling proteine one) stimuliert, die das Fettgewebe auflöste.
Das UCP1-Gen ist für die Balance zwischen Nahrungsenergie und
die Umwandlung in chemische Energie lebenswichtig. Ist das Gen
eingeschaltet, wird die überschüssige Energie in Form von
Wärme abgestrahlt und nicht in chemische Energie umgewandelt.



Die zweite Wirkseite des Farbstoffes
liegt in der Fähigkeit der Leber eine Substanz namens
Docosahexaenoic-Säure (DHA) - einem der Wirkstoffe der
Omega-3-Fettsäure - herzustellen. Diese ist bekannt dafür,
dass sie "schlechtes Cholesterin" abbaut.



Skeptisch über die Substanz
äußerte sich Ian Campbell, medizinischer Direktor von
Weight Concern, einer Wohltätigkeitsorganisation für
Fettleibige. "Ein fünf- bis zehnprozentiger Gewichtsabbau
kann mit derzeit am Markt befindlichen Medikamenten ebenso erreicht
werden", so der Mediziner. Unklar bleibe auch wie lange die
Substanz im menschlichen Körper bleibt und welche Dosen davon
eingenommen werden müssen. Die Einnahme einer Pille sei darüber
hinaus niemals die alleinige Lösung von Fettsucht.
Gewichtsreduktion lasse sich langfristig nur durch einen geänderten
Lebensstil erreichen.



WANC 14.09.06/pte

 
 
 
 
 
 
powered by webEdition CMS