Foto: DAK/Hanuschke +Schneider
Kein Snack und Süsses zwischendurch: Dreimal am Tag zu essen reicht (Foto: DAK/Hanuschke +Schneider)
> Richtig ernähren: Dreimal täglich reicht
Wie ernährt man sich eigentlich
richtig? Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse geben unseren Ahnen
Recht, die auf drei Mahlzeiten am Tage schwörten. Denn wenn der Körper
zu oft Nahrung erhält, gerät er in den Sog von Bewegungsarmut,
Fettleibigkeit und letztlich Diabetes. Auslöser ist ein molekularer
Schalter namens Foxa2, der durch Insulin gesteuert wird. Am gesündesten
soll es deshalb sein, wenige Male richtig zu essen und dem Körper
dazwischen die Möglichkeit zu geben, Hunger zu empfinden.
Wie sagten schon unsere Urgroßeltern, wenn es um das Essen ging: Am
Morgen wie ein Kaiser, am Mittag wie ein König, am Abend wie ein
Bettelmann. Moderne Ernährungswissenschaftler können diese Erkenntnis
heute nur noch unterschreiben. Wobei sie wohl noch extremer vorgehen
würden: Nichts dazwischen, kein Snack, nichts Süsses, auch nichts so
genannt Gesundes. Denn: Um gesund zu bleiben, braucht der Körper
Fastenzeiten zwischen den Mahlzeiten. Was wir schon so lange wissen, hat jetzt die Forschungsgruppe von
Markus Stoffel, Professor am Institut für Molekulare Systembiologie der
ETH Zürich, bestätigt. Sie zeigt einen wichtigen molekularen
Mechanismus auf, welcher der Bewegungsarmut und damit der
Fettleibigkeit zu Grunde liegt. Zentraler Schalthebel dabei ist ein Transkriptionsfaktor namens Foxa2.
Transkriptionsfaktoren sind Proteine, die dafür sorgen, dass andere
Gene aktiviert und in Proteine übersetzt werden. Foxa2 kommt in der
Leber vor, wo es die Fettverbrennung beeinflusst, aber auch in zwei
wichtigen Nervenzellbeständen im Hypothalamus, einer Hirnregion, die
Tagesrhythmus, Schlaf, Nahrungsaufnahme und Sexualverhalten steuert.
Steuerelement für die Aktivität von Foxa2 ist Insulin, und zwar sowohl
in der Leber als auch in dieser Hirnregion. Nimmt der Mensch oder ein Tier Nahrung auf, schütten die Beta-Zellen
der Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Dieses hemmt Foxa2. Im nüchternen
Zustand, also beim Fasten, fehlt Insulin, und Foxa2 ist aktiv. Im Hirn,
so erklären die Forscher, fördert Foxa2 die Bildung von zwei
Eiweissstoffen, MCH und Orexin. Diese beiden Hirnbotenstoffe lösen
verschiedene Verhaltensweisen aus: Nahrungsaufnahme und spontane
Bewegung. Haben Säugetiere Hunger, sind sie aufmerksamer, körperlich
aktiver. Kurz: Sie jagen, suchen nach Nahrung. „Wer einer Katze oder
einem Hund vor der Fütterung zuschaut, kann dies sehr gut beobachten",
sagt Stoffel. Bei fettleibigen Mäusen haben die Forscher eine Störung entdeckt: in
diesen Tieren ist Foxa2 permanent inaktiv, egal ob die Tiere nüchtern
oder gesättigt sind. Dies erklärt ein seit längerem bekanntes, aber
nicht erklärbares Phänomen: die Bewegungsarmut von fettleibigen
Menschen und Tieren. Um dies nachzuweisen, haben die Forscher mit einem
genetischen Trick Mäuse gezüchtet, in deren Hirne Foxa2 stets aktiv
ist, egal ob sie gerade gefressen haben oder nüchtern sind. Diese Mäuse
produzieren mehr MCH und Orexin und bewegen sich fünfmal mehr als
gewöhnliche Tiere, bei denen Insulin Foxa2 nach dem Essen ausgeschaltet
ist oder die fettleibig sind. Die genetisch veränderten Mäuse verlieren
Fettgewebe und bilden grössere Muskeln aus. Zucker- und
Fettstoffwechsel laufen bei ihnen auf Hochtouren und ihre Blutwerte
sind deutlich verbessert. Für Stoffel ist mit dieser Studie klar: „Der Körper braucht
Fastenperioden, um gesund zu bleiben." Zudem müsse man für ein gutes
Körpergewicht sorgen. Er hält deshalb auch wenig davon, zahlreiche
kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt einzunehmen. Lieber wenige Male
richtig essen, und dazwischen auch dem Hunger Raum zu lassen. Denn weil
bei jeder Mahlzeit auch Insulin ausgeschüttet wird, das Foxa2
unterdrückt, verringert sich zusehends die Motivation zur körperlichen
Aktivität und die Verbrennung von Zucker und Fett. WANC 03.12.09/ Quelle: Silva JP, von Meyenn F, Howell J, Thorens B,
Wolfrum C, Stoffel M. Regulation of adaptive behaviour during fasting
by hypothalamic Foxa2. Nature. Epub 2009 December 3, doi:
10.1038/nature08589
 
 
 
 
 
 
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