Abnahmemittel: Schrumpfkur für den Geldbeutel und nicht den Bauch


Wenn Abnahmemittel unter die ernährungsmedizinische Lupe genommen werden, dann kommt das heraus: Viele Abnahmemittel lassen den Geldbeutel und nicht den Bauch schrumpfen. Die Gesellschaft für Ernährungsmedizin: Verschreibungspflichtige Adipositas-Medikamente, proteinmodifiziertes Fasten und ballaststoffhaltige Medizinprodukte können beim Abnehmen helfen.

Abnahmemittel boomen und Übergewichtige hoffen durch sie einfach abzunehmen, damit Speckröllchen die Urlaubsfreuden nicht trüben. Nach Schätzung der Gesellschaft ist momentan jeder Dritte "auf Diät" und viele setzen auf Abnahmemitteln.


In Deutschland sind Hunderte von Abnahmemitteln erhältlich, aber nur wenige helfen Übergewichtigen, erklärt die Gesellschaft. Einige Produkte schädigen sogar die Gesundheit, andere sind schlicht wirkungslos. Bedenklich können Entwässerungs- und Abführmittel sein, während Kohlsuppen-Apfelessig-/Chitosan- und Spargel-Produkte keine oder wenig Wirkung entfalten. Die Wirkung von Abnahmemittel muss in Studien nachweisbar sein. Außerdem dürfen sie nicht unverhältnismäßig teuer sein, warnen die Ernährungswissenschaftler.

Im Rahmen eines Abnahmeprogrammes, das aus sättigender Reduktionskost sowie einem Bewegungs-/Verhaltensprogramm besteht, können sinnvoll sein:


- Sättigungspräparate auf Ballaststoffbasis,
- Orlistathaltige Medikamente zur Einschränkung der Fettaufnahme,
- Sibutraminhaltige Medikamente zur Appetithemmung,
- L-Carnitinhaltige Produkte zur Förderung der Fettverbrennung,
- Produkte zum proteinmodifizierten Fasten sowie
- MCT-Fette.


Ein Wermutstropfen ist, dass kein Produkt allein das Übergewichtsproblem löst. Abnahmemittel sollten in der Apotheke erworben werden, da Angebote über Internet und Direktversand häufig unseriös oder zu teuer sind. Auch viele Angebote der TV-Einkaufssender sind zu teuer, warnt die Gesellschaft.

Grundlage der Empfehlung von Abnahmemitteln muss die Adipositas-Leitlinie der Deutschen Adipositas Gesellschaft sein. Stark Übergewichtige sollten mit ihrem Hausarzt besprechen, ob die Einnahme von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln sinnvoll ist.


Da Übergewicht in erster Linie durch eine fettreiche Kost bei gleichzeitigem Bewegungsmangel entsteht, erscheinen Medikamente, die die Fettaufnahme durch die Hemmung des fettspaltenden Enzyms Lipase reduzieren, ernährungsmedizinisch sinnvoll. Substanzen, die Einfluss auf die Hunger-Sättigungs-Regulation nehmen, sind kritischer zu betrachten. Da eine Gewichtsreduktion oft hungerbedingt scheitert, können Produkte, die die Sättigung durch Ballaststoffe fördern, helfen. Ballaststoffe quellen im Magen auf, verbleiben hier über Stunden und stimulieren die Sättigungsrezeptoren, so dass Hunger ausbleibt.


Proteinmodifiziertes Fasten zeigt in Studien vielversprechende Ergebnisse. Ernährungsmedizinisch notwendig ist aber, dass diese Produkte in ein Programm eingebaut werden, das gleichzeitig zu einer dauerhaften Ernährungsumstellung führt. Viele Mediziner setzen proteinmodifiziertes Fasten im Rahmen ihrer Gewichtsreduktionsprogramme ein. Diese sind sinnvoll, wenn sie interdisziplinär und dauerhaft angelegt sind.


MCT-Fette, die im Reformhaus erhältlich sind, enthalten weniger Kalorien als herkömmliche Fette, erhöhen den Energiebedarf und beugen dem Jo-Jo-Effekt vor. L-Carnitin ist für die Fettverwertung erforderlich. Im Rahmen einer Reduktionskost kann es zu einer Unterversorgung kommen. Daher wird zur Einnahme dann geraten, wenn gleichzeitig Sport getrieben wird.


Die Ernährungsmediziner betonen, dass Abnahmemittel eine wirksame Hilfe im Rahmen des Kampfes um eine schlankere Figur sein können. Aus ernährungsmedizinischer Sicht sind sie keinesfalls abzulehnen. Geeignet sind insbesondere Produkte die zur Sättigung führen, denn Abnehmen kann nur wer satt i(s)st. Idealerweise sollten Übergewichtige nur Produkte einnehmen, die zur Gewichtsreduktion zugelassene Arzneimittel, Medizinprodukte oder diätetische Lebensmittel sind und deren Wirkung durch Studien belegt ist, hebt die Gesellschaft hervor.


WANC 02.04





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/02_02_04_abnahmemittel.php
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