Vitamin D-Supplementierung: Wenig Nutzen

Ein Mangel an Vitamin D ist schlecht für unsere Knochen. Außerdem soll er zu einer erhöhten Sturzneigung und Knochenbrüchen besonders bei älteren Menschen führen sowie das Risiko für Herzerkrankungen, Darmkrebs, Infektionen und Typ-2-Diabetes erhöhen. So schreiben es sogar die AOK und das Gesundheitsamt Bremen auf ihren Webseiten. Doch zwei Untersuchungen belegen nun, dass für derartig generelle Aussagen die wissenschaftliche Bestätigung häufig fehlt.

In der ersten Untersuchung haben Wissenschaftler der Universität Portland Daten von 5682 Menschen ausgewertet. Dabei kommen sie zu dem Ergebnis, dass eine Ergänzungsgabe von Vitamin D der Gesundheit insgesamt nicht wirklich nützt. Es gebe Hinweise, dass bei Personen mit einem hohen Sturzrisiko, zusätzliches Vitamin D die Gefahr des Hinfallens vermindern könne.

Wer sich die Zahlen genau anschaut, der kann das bestätigt sehen. Bei den insgesamt 5682 beobachteten Personen wurden 2423 Stürze registriert. Bei den 1426 Menschen, bei denen Vitamin D supplementiert wurde, gab es 518 Stürze, bei den 2138 Kontrollpersonen, die ein Scheinmedikament (Placebo) erhalten hatten waren es 766 Stürze. Das bedeutet in der Vitamin D-Gruppe einen Anteil von 42,24% und in der Placebogruppe einen Anteil von 43,12%.

Das sind Durchschnittswerte. Tatsächlich variierte die Veränderung des Sturzrisikos erheblich. Sie reichte von einer Verminderung um bis zu 62% bis zu einer Risikosteigerung um bis zu 59%. Und jetzt wieder der Durchschnitt: Die Wissenschaftler sagen, dass über alle Einzelergebnisse hinweg die Verringerung des Sturzrisikos unter der ergänzenden Gabe von Vitamin D um 11% stattfindet.

Das sollte einen beruhigen und Sicherheit vermitteln. Tut es aber nicht. Denn gleichzeitig erscheint eine Studie, die am Universitäts-Krankenhaus von Tampere in Finnland durchgeführt wurde. Darin wurden 409 Frauen im Alter von 70 bis 80 Jahren beobachtet. Die alten Damen waren vor der Beobachtungszeit - zwischen Aprils 2010 und März 2013 - mindestens einmal hingefallen. Diese Frauen wurden in vier Gruppen eingeteilt: die erste erhielt ein Scheinmedikament und führte kein körperliches Training durch, die zweite bekam ein Vitamin D-Präparat (800 IE am Tag) ohne zusätzliches körperliches Training, die dritte nahm ein Placebo, trainierte aber und die vierte nahm das Vitamin D-Präparat und führte körperliches Training durch.

Die Sturzrate (gerechnet auf 100 Lebensjahre) betrug in den Gruppen 1-4: 118,2, 132,1, 120,7 und 113,1. Die Verletzungsrate bei einem Sturz lag in den Gruppen 1-4 bei: 13,2, 12,9, 6,5, und 5,0. Die Wissenschaftler stellten nun fest, dass weder das Vitamin D-Präparat noch das körperliche Training alleine die Sturzgefahr dramatisch vermindern konnte. Auch die Kombination von Vitamin D und Training sorgte nicht für eine drastische Verbesserung des Risikos.

Was sich dagegen deutlich zeigte, dass mit dem Training - dabei ging es vorwiegend um Kraft- und Gleichgewichtsübungen - die Gefahr bei dem Sturz eine Verletzung zu erleiden, bedeutend sank. Die Wissenschaftler meinen, dass das Training die körperlichen Fähigkeiten verbesserte. Das Vitamin D sorgte bei den trainierende Frauen dafür, dass das Verletzungrisiko zusätzlich sank. Betrug es ohne Vitamin D 47%, so lag es mit Vitamin D bei 38%.

02.04.2015/ Quelle: JAMA Intern Med.





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/sturzrisiko-vitaminD-02-04-15.php
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