Gebrechlichkeit im Alter aufhalten: An gesunder Ernährung führt kein Weg vorbei

Eine gesunde Ernährung - gemeint ist damit in der Regel eine mediterrane Kost - kann ältere Menschen vor Anfälligkeit gegen Erkrankungen und Gebrechlichkeit schützen. Nahrungsergänzungsmittel - wie Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren - allein können diese Wirkung nicht entfalten.


Es gibt viele Untersuchungen, die die gesundheitlich positiven Auswirkungen einen mediterranen Ernährung bestärken. Vor allem senkt sie das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, die Cholesterinwerte, Stoffwechselprobleme, die Sterblichkeit und eine Reihe anderer Gesundheitsrisiken wie Krebs und Diabetes. Das Istituto di Neuroscienze und die Università di Padova haben auch ermittelt, dass eine ausgeprägte mediterrane Ernährung eine höhere Lebensqualität verspricht. Anhänger dieser Kost seien im Schnitt ein Drittel weniger von Bewegungseinschränkungen und Depressionen betroffen.


Inzwischen gibt es auch Studien, die sich mit der Wirkung mediterraner Kost auf die Frailty beschäftigen. Der Begriff Frailty bezeichnet die Gebrechlichkeit und Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten im Alter. Frailty wird mit diesen fünf Symptomen gekennzeichnet: ungewollter Gewichtsverlust (über 5 kg im letzten Jahr), Erschöpfung, Schwäche (Abnahme der Greifkraft), verlangsamtes Gehen, weniger körperliche Aktivität. Gebrechlichkeit im Alter bedeutet neben einer schlechten allgemeinen Gesundheitsverfassung häufigeres Stürzen, eingeschränkte Mobilität, häufige Krankenhausaufenthalten sowie häufigere Todesfälle.


Ernährung steht in Zusammenhang mit der Gebrechlichkeit im Alter
In einer Analyse von vier Studien mit fast 6.000 Personen zwischen 60 und 82 Jahren variierten die Effekte der Ernährung zwischen einer 8 %-igen bis hin zu einer 70 %-igen Reduktion des Risikos für Gebrechlichkeit im Alter. Einer spanische Studie zeigte, dass Menschen, die sich mediterran ernähren, ein um 47% reduziertes Risiko für ungewollten Gewichtsverlust bzw. Verlangsamung des Gehens haben. In Großbritannien wurde bei Frauen im Alter zwischen 18 und 79 Jahren, die sich mediterran ernährten, mehr Muskelmasse und Muskelkraft festgestellt. Der Zusammenhang war bei Frauen über 50 Jahren generell stärker.
Eine im Juli 2022 in der Fachzeitschrift „The Journals of Gerontology" veröffentlichte Studie wurden 1701 Frauen und Männer kam zu dem Ergebnis, dass es einen Zusammenhang zwischen einer Entzündungen fördernden Ernährung und einem erhöhten Risiko für Gebrechlichkeit gab. Dieser Zusammenhang war bei Patienten:innen mit depressiven Symptomen etwas stärker ausgeprägt war. Im Gegensatz dazu hat das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) erforscht, dass eine mediterrane Kost das Gedächtnis stärkt, einer Beeinträchtigung der kognitiven Leistung, der geistigen Wahrnehmung und der Denkprozesse entgegenwirkt.

Allerdings gelingt es nicht jedem, eine Mittelmeerkost auch zu kochen und durchzuhalten. Was liegt also näher, als diese Ernährungsform durch Nahrungsergänzungsmittel - vor allem Vitamin D und und Omega-3-Fettsäuren als wichtige Bestandteile eine mediterranen Ernährung - quasi nachzuahmen. Ob das funktionieren kann, haben Ärzte an geriatrischen und medizinischen Einrichtung im US-amerikanischen Boston erforscht. Bei 25.057 Frauen und Männern im Durchschnittsalter 67 Jahren erhoben sie über einen Zeitraum von mehreren Jahren Daten.


Können Nahrungsergänzungsmittel ähnliches leisten, wie eine mediterrane Kost?
Anhand von 36 Kriterien, die die Fähigkeiten im Alltag, Gefühlsleben, Begleiterkrankungen sowie Body-Mass-Index und Gewichts­verlust bewerten, wurde die Frailty ermittelt. Die Bewertung liegt jeweils zwischen 0 (niedrigste Frailty) und 1 (höchste Frailty). Zu Beginn der Studie rangierte die Bewertung im Mittel bei 0,109 (Bereich 0,00-0,685). 3.174 Personen (12,7%) wurden als gebrechlich eingestuft, weil ihr Punktzahl über 0,21 lag. Während der durchschnittlich 5,3-jährigen Nachbeobachtung stieg die mittlere Bewertung der Gebrechlichkeit auf 0,121 an und insgesamt 2.487 Teilnehmer (11,3 %) wurden neu als gebrechlich eingestuft.

Die Behandlung mit Vitamin D- und und Omega-3-Fettsäure-Präparaten hatte keinen Effekt auf die Frailty. Das heißt: Diejenigen, die die Nahrungsergänzungsmittel eingenommen hatten, zeigten keine Verbesserung ihres Gebrechlichkeitsrisikos. Allerdings weisen die Ärzte darauf hin, dass die Studienteilnehmer sowohl über ausreichende Vitamin D- und und Omega-3-Fettsäure-Pegel verfügten. Deshalb sehen sie einen möglicherweise sinnvollen Einsatz dieser Mittel bei einem nachgewiesenen Vitamin D-Mangel und einer Abneigung gegenüber Fisch. Für den routinemäßigen Einsatz solcher Präparate bei älteren Menschen zur Verhinderung von Gebrechlichkeit erkennen sie aber keine Begründung.


Was ist ein mediterrane Ernährung?
• Täglicher Verzehr von Früchten, Gemüse, nicht geschältem Getreide und Milchprodukten.
• Olivenöl als hauptsächliches Koch- und Speisefett.
• Moderater Verzehr von Geflügelfleisch, Nüssen, Kartoffeln und Eiern.
• Häufiger Verzehr von Fisch.
• Seltener Verzehr von rotem Fleisch. Generell gilt in Bezug auf Fleisch: höchstens zweimal pro Woche essen und möglichst weißes dem roten Fleisch vorziehen. Außerdem sollte man das Fleisch von freilaufenden Tieren bevorzugen, weil es nicht so fett wie das von Masttieren ist.


Quelle: JAMA


28.9.2022





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/frailty-gebrechlichkeit-09-28-2022.php
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