Medikamente auf Löffel
Medikamente: Bei älteren Patienten können gerade Mehrfachmedikationen zu gefährlichen Wechselwirkungen führen
> Medikamente: Manche sind für alte Menschen gefährlich

Viele Arzneimittel sind für ältere
Menschen nicht nur ungeeignet, sondern auch gefährlich, sagen
Experten. Besonders Mehrfachmedikationen führen oft zu
erheblichen Nebenwirkungen.


Je älter wir werden, desto mehr
Medikamente benötigen wir anscheinend. Jedenfalls scheint der
Mehrverbrauch von Arzneimittel diesen Schluss zu bestärken. So
sind laut Arzneimittel-Atlas 2007 rund 70 Prozent dieser Steigerungen
auf weitverbreitete chronisch-somatische Erkrankungen zurückzuführen.
Dazu zählen Fettstoffwechselstörungen, Rheuma und Diabetes.
„Damit treten die Folgen einer alternden Gesellschaft mit ihren
typischen Erkrankungen zunehmend deutlicher zu Tage", betont
Studienautor Bertram Häussler.



Doch die meisten Medikamente werden in
Studien getestet, die ältere Leute nicht berücksichtigen.
"Spätestens ab 80 wird kaum ein Patient in irgendeine
Studie eingeschlossen, dass muss sich ändern", sagt
Versorgungsforscherin Prof. Dr. med. Petra Thürmann,
Lehrstuhlinhaberin für Klinische Pharmakologie an der
Universität Witten/Herdecke. So gibt es keine gesicherten Daten
darüber, wie sich bestimmte Medikamente überhaupt auf
spezielle, altersbedingte Entwicklungen des menschlichen Körpers
auswirken.



Ein besonderes Problem ist, dass ältere
Patienten mit Mehrfacherkrankungen, wie Bluthochdruck oder Diabetes,
häufig verschiedene Arzneimittel gleichzeitig einnehmen. Das
Aufeinandertreffen verschiedener Wirkstoffe kann so fatale
gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. "Ein erheblicher Anteil
dieser Nebenwirkungen führen zur sofortigen Einlieferung ins
Krankenhaus", erläutert Thürmann. "Je mehr
Pillen, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit von negativen
Wechselwirkungen."



Die Probleme bei älteren Menschen
reichen hierbei von Magenbeschwerden über Kreislaufprobleme bis
hin zu Herzrhythmusstörungen. In den seltensten Fällen
sind diese Wechselwirkungen im Vorfeld bekannt. Zwar gibt es
ärztliche Leitlinien, die vorgeben, welches Medikament für
eine bestimmte Erkrankung geeignet ist. "Die sind aber auf
Einzelerkrankungen fokussiert und nur für sich gesehen korrekt",
erklärt Thürmann.



In dem vom Bundesministerium für
Bildung und Forschung geförderten Projekt "Priscus"
soll nun herausgefunden werden, welche Medikamente für ältere
Menschen überhaupt geeignet sind und in welcher Kombination. In
den USA gibt es bereits die sogenannte Beers-Liste. Sie beinhaltet
Medikamente, die sich nicht für ältere Menschen eignen.
Eine ähnliche Liste wollen die Forscher auch für deutsche
Arzneimittel erstellen. Dazu sammeln sie derzeit Daten von etwa 6000
älteren Menschen in ganz Deutschland.



WANC 30.08.07

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