Ältere Menschen nehmen zu viele Medikamente

Bis zu acht unterschiedliche
Medikamente, die tagtäglich einzunehmen sind, haben
Wissenschaftler bei manchen Senioren entdeckt. Doch viele der
Präparate sind unnötig oder ungeeignet. Und die Vielzahl
der Arzneimittel birgt sogar Risiken für die Gesundheit, denn
versteckt lauern unerwünschte Wechselwirkungen zwischen den
verschiedenen Präparaten.


Medizinische Studien bestätigen
das Dilemma. So untersuchte eine Forschergruppe der Medizinischen
Hochschule Hannover um Peter Mand bei insgesamt über
70 000 Patientinnen und Patienten aus 47 deutschen Praxen,
wie oft sie mehrere verschiedene Medikamente pro Tag einnahmen.
Ergebnis: Über die Hälfte der 75- bis 84-Jährigen
schluckte mehr als acht verschiedene Arzneimittel am Tag.



Auch Anne Spinewine vom Centre for
Clinical Pharmacy an der Université catholique de Louvain in
Brüssel beklagte in zwei Artikeln in der Fachzeitschrift „The
Lancet“, dass älteren Menschen zu oft und zu viele Medikamente
verordnet würden. Eine europäische Studie an 1600 älteren
Patienten habe ergeben, dass bei fast der Hälfte von ihnen
mindestens eine Medikamenten-Wechselwirkung auftrat – bei einem
Zehntel davon sogar mit ernsthaften Folgen.




An dem riskanten Medikamenten-Mix sind
alle Beteiligten Schuld: Ärzte und Apotheker sowie manchmal der
Patient. Spinewine bezieht sich auf eine europäische Erhebung,
die gezeigt hat, dass 37 Prozent der untersuchten Patienten
Medikamente entgegen der ärztlichen Verordnung falsch und
6 Prozent Medikamente ohne Wissen des Arztes einnahmen.





Experten warnen grundsätzlich vor
einer übertrieben hohen Zahl an Medikamenten: Je mehr
verschiedene Arzneien ein Patient einnehme, desto öfter können
ungünstige Wechselwirkungen auftreten, zumal ältere
Menschen Medikamente teilweise anders verstoffwechseln als jüngere.
Fachleute schätzen, dass mindestens 10 bis 15 Prozent der
Klinikeinweisungen älterer Menschen auf Medikamentengebrauch und
dadurch bedingte Nebenwirkungen zurückgehen.



Eine der Ursachen dafür liege
darin, dass alte Menschen kaum in klinische Studien für
Arzneimittel einbezogen würden, bei denen Wirksamkeit und
Unbedenklichkeit getestet werden. Die meisten Substanzen seien nur
bis zum Alter von 65 Jahren gut untersucht. Oft konsultieren die
Patienten zudem mehrere Ärzte, die von den Verordnungen ihrer
Kollegen gar nichts wissen.





WANC 30.05.08/dgk





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/30_05_alte_medikamente.php
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