Winterkinder werden älter

Im Dezember geborene Menschen werden älter. Sie erreichen öfter ihren 105. Geburtstag feiern als andere, die im Juni auf die Welt kommen.

Anscheinend ist es doch nicht ganz ohne Einfluß, wann man geboren wird. Gabriele Doblhammer von der Universität Rostock und ihre Kollegen vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung haben nämlich herausgefunden, dass es durchaus Unterschiede in der Lebensspanne eines Menschen gibt, abhängig in welchem Monat bzw. zu welcher Jahreszeit man geboren wurde.


Warum das so ist hat zum einen historische Gründe: Vor 100 Jahren hatten im Frühjahr geborene Säuglinge ein höheres Risiko, im ersten Lebensjahr zu sterben, als im Herbst geborene. So beeinflussten vor allem saisonal auftretende Infektionskrankheiten in Zusammenhang mit Nicht- oder Abstillen das Niveau und das saisonale Muster der Säuglingssterblichkeit. Das Nichtstillen während der heißesten Jahreszeit führt zu vermehrten Infektionen des Magen-Darm-Traktes, die ein Großteil der Kinder nicht überlebte. Jene Säuglinge, die trotz Infektionen überlebten, trugen ein höheres Risiko für chronische Erkrankungen im Erwachsenenalter mit sich.

Deshalb stellen die Wissenschaftler fest, dass der Zusammenhang zwischen Geburtsmonat und Überlebenswahrscheinlichkeit bis ins höchste Alter auf die Bedeutung der ersten Lebensjahre für Gesundheit
und Krankheit im Erwachsenenalter hinweist. Eine Verbesserung der Lebensumstände von Kindern heute wirke sich also auf die Gesundheit älterer Menschen in der Zukunft aus.


Für ihre Studie konnte die Gruppe auf Informationen des Bundespräsidialamts zurückgreifen. Der Bundespräsident sendet Personen vom 105. Geburtstag an Gratulationsbriefe. Doblhammer und ihre Kollegen analysierten nun Daten über 925 Empfänger solcher Schreiben in den Jahren 1989 bis 2002. Geboren in den Jahren 1881 bis 1898, haben diese "Supercentennarians" nicht nur die hohe Säuglingssterblichkeit am Ende des 19. Jahrhunderts überstanden, sondern auch zwei Weltkriege.

WANC 28.09.05/Quelle: Demografische Forschung





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/28_09_winterkinder.php
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