Schmerzhafte Beine: Vor jedem Schaufenster stehen bleiben
> Jeder fünfte Ältere leidet an der 'Schaufensterkrankheit'


Es beginnt mit kalten Füßen und einem tauben Gefühl in den Beinen. Dann treten erstmals krampfähnliche Muskelschmerzen bei längeren Spaziergängen auf. Betroffene bleiben stehen, bis der Schmerz nachlässt. "Schaufensterkrankheit" nennt der Volksmund diese Erkrankung, die beinahe jeden Fünften in den westlichen Industriestaaten trifft.

In Fachkreisen wird von peripherer arterieller Verschlusskrankheit (pAVK) gesprochen. Es handelt sich dabei um eine chronische, schleichend verlaufende Verkalkung der Adern. Plaques, so heißen die Ablagerungen, setzen sich an den Gefäßwänden ab. Die Wände verhärten zunehmend, und die Adern werden enger. Das umliegende Gewebe wird immer schlechter mit lebensnotwendigem Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Die Folge sind starke Schmerzen in den Beinen. Wird nichts gegen die Erkrankung unternommen, kann es zu offenen Wunden und zum Absterben von Gewebe kommen.

Das Fatale an der Schaufensterkrankheit ist, dass sie meist spät erkannt wird. Die überwiegende Zahl der Patienten nimmt die ersten Anzeichen nicht wahr. Sie wenden sich häufig erst dann an einen Arzt, wenn die Schmerzen zunehmen und die schmerzfreien Gehstrecken immer kürzer werden. Für Vorbeugen durch ausreichend Bewegung, eine gesunde, vollwertige Ernährung, Vermeiden von Übergewicht, maßvollen Umgang mit Alkohol, Verzicht auf Zigaretten und Verminderung von Stress ist es dann meist zu spät.

Oberstes Behandlungsziel bei der Schaufensterkrankheit ist ein Gehtraining. Es mag seltsam erscheinen, dass ausgerechnet Bewegung, die die Schmerzen verursacht, helfen kann. Aber Bewegung trainiert die Gefäße, senkt den Blutdruck und unterstützt die Gewichtsabnahme. Je nach Fortschreiten der Erkrankung sind auch Medikamente notwendig. So werden zahlreiche durchblutungsfördernde Mittel eingesetzt. Darüber hinaus wird bei einer pAVK-Therapie darauf geachtet, die Bildung eines Blutpfropfes (Thrombose) zu vermeiden. Ist die Erkrankung weit fortgeschritten, werden auch operative Verfahren eingesetzt, um die Durchblutung der Gewebe zu verbessern.

Ganz entscheidend für Betroffene ist eine hinreichende Schmerzbehandlung. Denn in der Regel bleibt es nicht bei Gehschmerzen, sondern die Beschwerden treten auch im Ruhezustand auf. "Die Schmerztherapie bei der pAVK muss dauerhaft erfolgen, denn die Schmerzen werden nicht verschwinden", sagt Dr. Jan-Peter Jansen, wissenschaftlicher Beirat des Forum Schmerz im Deutschen Grünen Kreuz. Der Experte empfiehlt die Einnahme von Opioiden: "Diese können häufig in sehr niedriger Dosierung eingesetzt werden und machen auch bei jahrelanger Einnahme keine Organschäden."


WANC 21.07.03/dgk

 
 
 
 
 
 
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