Osteoporose-Diagnose: Zu selten, zu spät

Osteoporose-Patienten
werden in Deutschland nicht ausreichend behandelt. Eine Studie belegt, dass die
Diagnose der Osteoporose in Deutschland zu spät erfolgt und nicht optimal
therapiert wird.


Weniger als 10% der Osteoporo­se-Patienten werden nach dem
gelten­den Therapiestandard behandelt. Folge der gravierenden Unterversorgung
sind mehr als 300.000 Knochenbrü­che jährlich und damit verbunden
Krankheitskosten in Höhe von 5,4 Mrd. Euro. „Osteoporose gehört damit zu den
teuren Volkskrank­heiten wie Diabetes oder ischä­mische Herzkrankheiten, für
die jährlich 5,1 bzw. 7 Mrd. Euro aus­gegeben werden“, mahnt Prof.Dr. Bertram
Häussler, Direktor des Institutes für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES).



Betroffen sind nach Angaben von Häussler vor allem Frauen
(6,5 Mio.). Männer leiden deut­lich seltener unter Osteoporose(1,3 Mio.). Die
Häufigkeit der Knochenerkrankung nimmt mit dem Alter zu und steigt jenseits des
75. Lebensjahres auf 59%.



Die Osteoporose ist ein eindeutiger Risiko­faktor für
Knochenbrüche. Al­lein im Jahr 2003 wurden 333.322 Frakturen infolge einer
Osteo­porose registriert. Häufigste und auch kostenintensivste Fraktur ist die
Hüftfraktur, die mehr als 99.000 Mal diagnostiziert wurde.



Als „Besorgnis erregend“ be­zeichnet Prof. Dr. Gerd Glaeske,
Projektleiter und Herausgeber des GEK Arzneimittel-Reportes, die
Therapiesituation. So erhiel­ten nur 21,7% der Patienten eine gezielte
Medikation gegen die Osteoporose. 16,7% wurden mit der Basismedikation aus
Kalzium und Vitamin D behandelt oder er­hielten wenigstens eine der bei­den
Substanzen. Gerade einmal 9,5% der Patienten bekamen so genannte Bisphosphonate
verordnet.



Sehr hoch war der Konsum von Schmerzmitteln (An­algetika),
die neun von zehn Pa­tienten von ihrem Arzt erhielten. Diese Daten zeigen, dass
die me­dikamentöse Versorgung der Os­teoporose in Deutschland ver­besserungsbedürftig
ist. „Hier können die Leitlinien Abhilfe schaffen, deren Sinn und Zweck die
Optimierung der Behandlung von Menschen mit einer Osteopo­rose oder einem hohen
Frakturri­siko ist“, betont Prof. Dr. Ludger Pientka aus Bochum.



Die Osteoporose ist mit einer er­heblichen wirtschaftlichen
Belas­tung verbunden. Sie verursachte nach dem Ergebnis der Studie 2003 Kosten
in Höhe von 5,4 Mrd. Euro, wobei 56% der Kos­ten auf die stationäre Versorgung
entfielen. Die Krankheitskosten hängen direkt mit der Zahl der Frakturen
zusammen. Patienten, die einen Knochenbruch infolge der Osteoporose erlitten
(4,3%), waren für 61,3% der Gesamtkosten ver­antwortlich.



Die durch­schnittlichen Aufwendungen pro Patient mit
Osteoporose lagen ohne Knochenbruch bei 281 Euro jährlich, die Aufwendungen für
Patienten mit Knochenbruch hin­gegen bei durchschnittlich 9.962 Euro.



WANC 06.04.06





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/06_04_osteoporose.php
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