> buprofen in der Schwangerschaft gefährdet Fruchtbarkeit der Kinder

Ärzte beklagen, dass Frauen in der Schwangerschaft rezeptfreie Schmerzmittel nehmen, weil sie glauben, dass diese ungefährlich sind. Und tatsächlich lauten die medizinischen Empfehlungen, dass Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen in der ersten Hälfte der Schwangerschaft „unproblematisch“ sind. Allerdings nicht wochenlang. Seit einiger Zeit mehren sich Bedenken. Frauenärzte raten Schwangeren mittlerweile, auf Schmerzmittel ab der 28. Schwangerschaftswoche zu verzichten. Vor allem weil insbesondere bei höheren Dosierungen, die Blutgerinnung der Frauen eingeschränkt ist und den Babys Herzfehler, Asthma und Atemwegserkrankungen drohen können. Zwei neue Studien nähren die Vermutungen, dass sich in der Schwangerschaft eingenommenes Ibuprofen negativ auf die Fruchtbarkeit der Kindern auswirken könnte.

In einer ersten in Dänemark und Frankreich durchgeführten Studie, erhielten gesunde Männer im Alter zwischen 18 und 35 Jahren sechs Wochen lang Ibuprofen (2×600 mg/Tag) oder Plazebo (Medikament ohne Wirkstoff). Bei denjenigen, die Ibuprofen erhalten hatten, war der Spiegel an Luteinisierendem Hormon (LH) im Vergleich zur Vergleichsgruppe angestiegen. LH ist ein Hormon, das die Fortpflanzung regelt - und zwar sowohl bei Frauen wie Männern die Reifung und Produktion von Geschlechtszellen. Weil sich aber gleichzeitig der Testosteronwert nicht veränderte, war das Ergebnis ein sogenannter „Hypogonadismus“.  Damit ist eine fehlende oder verminderte hormonelle Aktivität des Hodens gemeint, was praktisch eine reduzierte Fortpflanzungsfähigkeit bedeutet.

In Zahlen: Während die Spiegel an Gesamt- und freiem Testosteron unverändert blieben, stieg LH nach 14 Tagen um 23% und nach 44 Tagen um 33% an. Errechnete man einen Quotienten aus freiem Testosteron zu LH, so wurde dieser nach 14 Tagen um 18% und nach 6 Wochen um 23% erheblich  reduziert. Außerdem wurde in Hodenzellen aus Biopsien bei der Operation von Prostatakrebspatienten ohne Hormonbehandlung eine konzentrations-  und zeitabhängige Verringerung der Testosteronproduktion durch Ibuprofen um bis zu 40%  gefunden. Und schließlich wurde an Zellen im Labor gezeigt, dass Ibuprofen die Bildung von Testosteron behindert. 
 
Kommentar Prof. Helmut Schatz von der DGE: „Ein antiandrogener Effekt von Analgetika wurde schon vielfach in früheren Studien gezeigt. Auch auf die negative Wirkung von endokrinen Disruptoren wie etwa Bisphenol-A während der Schwangerschaft auf die Hodenfunktion wurde von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie schon aufmerksam gemacht. Die Ergebnisse dieser Arbeit weisen darauf hin, dass auch im jungen Erwachsenenalter Ibuprofen für die Hodenfunktion nachteilig sein kann. Viele Athleten bzw. Berufssportler nehmen  regelmäßig Ibuprofen ein. Insofern kommt dieser Untersuchung eine besondere Bedeutung für die in mehreren Ländern beobachtete Abnahme der männlichen Fruchtbarkeit zu.“

Ibuprofen nimmt aber auch Einfluß auf auf den fetalen Eierstock und hat damit Auswirkungen für die spätere Fruchtbarkeit der weiblichen Feten, wenn werdende Mütter während der Schwangerschaft dieses Analgetikums einnehmen. Das Forschungsinstitut INSERM in Rennes, Frankreich hat das Eierstocksgewebe von 185 weiblichen Feten nach legalem Schwangerschaftsabbruch in der 7.-12. Woche untersucht. Bei Loboruntersuchungen der Feten zeigte sich unter dem Einfluß von Ibuprofen „dramatischer Rückgang der Oozytenzahl“ (Zahl der Eizellen). Die Keimzellen starben entweder ab oder die Wachstumsrate war reduziert. Wenn die Mütter Ibuprofen eingenommen hatten, zeigten die Untersuchungen des Spiegels im Nabelschnurblut, dass das Schmerzmittel die Plazentaschranke ungehindert passieren kann.

Schatz von der DGE, fragt sich aber, „ob Ibuprofen auch im Mutterleib die Eierstöcke der Feten schädigt?“ Diese Frage könne man wohl erst beantworten, wenn die Töchter ins reproduktionsfähige Alter gekommen sind, also nach etwa zwei Jahrzehnten. Dennoch empfiehlt die DGE, dass Schwangere besser nicht nur in der Spätschwangerschaft Analgetika wie auch Ibuprofen, in der sie wegen des erhöhten Missbildungsrisikos kontraindiziert sind, vermeiden sollten. Sondern Schwangere sollten auch schon im ersten Trimenon verzichten.

16.2.2018 cs/ Quelle: PNAS, Human Reproduction, Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)

 
 
 
 
 
 
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