Schwangerschaftsdiät schadet der Gehirnentwicklung des Babys

Schlank zu sein, ist bei den meisten
heute das Schönheitsideal. Das gilt selbst dann noch, wenn Frauen
schwanger sind. Oft wird dabei der Wunsch, möglichst nur wenig zu zu
nehmen, durch eine Diät verwirklicht. Für das ungeborene Kind hat das
dramatische Folgen. Denn die reduzierte Versorgung mit wichtigen
Nährstoffen wirkt sich nachteilig auf die Entwicklung des Gehirns des
Babys aus. Die Defizite, die sich aus der gestörten oder verzögerten
Gehirnentwicklung ergeben, können die Hirnfunktion möglicherweise
zeitlebens beeinflussen.
Obwohl das körperliche Wachstum der Babys und das Gewicht der Mütter
kaum vermindert waren, beeinträchtigte eine 30%ige Nährstoffreduktion
während der ersten Schwangerschaftshälfte die kindliche
Gehirnentwicklung wesentlich. Untersuchungen der letzten Jahre haben
gezeigt, dass eine moderate Nährstoffreduktion Alterungsprozesse
verlangsamt und so lebensverlängernd wirkt. „Während der
Schwangerschaft aber, insbesondere in der ersten Hälfte, stellt auch
eine leichte Reduktion der Energiezufuhr eine Gefährdung für die
gesunde Entwicklung des Baby-Gehirns dar“, warnt der Jenaer Neurologe
Professor Matthias Schwab. Ein Wissenschaftlerteam untersuchte die fetale Gehirnentwicklung von
Pavianen. Die Mütter erhielten in der Schwangerschaft 30% weniger
Nahrung als sie vorher in einer ad libitum Ernähung zu sich genommen
hatten. Nach der Hälfte der Schwangerschaft verglichen die Forscher den
anatomischen und funktionellen Entwicklungsstand der fetalen
Hirnreifung mit dem der Kinder normal ernährter Pavianmütter. Obwohl sich das Gewicht der Babys und ihrer Gehirne nicht unterschied,
zeigten sich bei der Entstehung der Nervenzellen und beim Grad ihrer
Vernetzung Defizite. „Die Ursache hierfür ist eine Verminderung von
Wachstumsfaktoren“, erklärt Schwab. „Dies schränkt die Expression von
Genen und Eiweißen ein, die für die Hirnentwicklung wesentlich sind.“
Die Folge ist eine gestörte oder zumindest verzögerte Entwicklung des
fetalen Gehirns. Offensichtlich kann der Körper der Mutter einen Nahrungsmangel nicht so
gut kompensieren wie bisher angenommen. Hiervon ist der neuronale
Wachstums- und Entwicklungsprozess insbesondere betroffen, denn er
fordert die Hälfte der Energie, die der Fötus verbraucht. Die
Verminderung der Bildung von Wachstumsfaktoren im Baby schützt
möglicherweise auch die Gesundheit der Mutter und verhindert, dass all
ihre Ressourcen aufgebraucht werden. So waren die mangelernährten
Mütter nur etwa 9% leichter. Moderate Minderernährung in der Schwangerschaft tritt sowohl in
Entwicklungs- als auch in Industrieländern häufig auf. Ursachen sind
neben niedrigem Einkommen auch das heutige Schlankheitsideal der Frauen
oder plazentare Versorgungsprobleme der Babys bei
Teenager-Schwangerschaften und bei älteren Müttern. Wie Studien zeigen,
ist ein niedriges Geburtsgewicht im späteren Leben häufig mit
verminderten kognitiven Leistungen assoziiert. Die Wissenschaftler
vermuten, dass die Defizite in der strukturellen Hirnentwicklung, die
aus einer Minderernährung der Mütter während der Schwangerschaft
resultieren, die Hirnfunktion zeitlebens beeinflussen. WANC 21.01.11, Quelle: I. Antonow-Schlorke, M. Schwab, L. A. Cox, C.
Li, K. Stuchlik, O. W. Witte, P. W. Nathanielsz, T. J. McDonald.
Vulnerability of the fetal primate brain to moderate reduction in
maternal global nutrient availability, PNAS, 2011





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/schwangerschaft/21_01_schwangerschaftsdiaet.php
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