Stillen: Vier Monate sollen genügen

Muttermilch ist die natürliche und
optimale Nahrung für Babys. Sie enthält Flüssigkeit, balancierte
Nährstoffe und zusätzlich individuelle Abwehrstoffe, die der Säugling
auf keine andere Weise erhalten kann. So weit die Meinung von
Stillfachleuten. Doch wie lange soll das Stillen dauern, vor allem wenn
es um die Vorbeugung vor Krankheiten geht? Bisher hieß es, dass
mindestens sechs Monate ausschließlich gestillt werden sollte. Doch nun
sagen Experten, dass vier Monate ausreichen.
„Wenn möglich, sollte ein Baby deshalb vier Monate ausschließlich
gestillt werden“, sagte DGGG-Generalsekretär Professor Klaus Vetter,
Vivantes Klinikum Neukölln. Er beklagt, dass sich hartnäckig die
Annahme halte, sechs Monate ausschließlich zu stillen, sei im Rahmen
der Allergieprävention notwendig. Vetterl: „Neueste Empfehlungen lauten
indes eindeutig: Säuglinge sollten bereits nach Vollendung des vierten
Lebensmonats Beikost bekommen.“ Da scheinen sich die Experten aber nicht ganz einig. Die Nationale
Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) schreibt in
ihren Empfehlungen zur Stilldauer nämlich: „Muttermilch ist die beste
Nahrung für nahezu alle Säuglinge. Ausschließliches Stillen in den
ersten sechs Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge die
ausreichende Ernährung.” Und: „Beikost sollte in der Regel nicht später
als zu Beginn des 7. Lebensmonats und keinesfalls vor dem Beginn des 5.
Monats gegeben werden. Beikosteinführung bedeutet nicht Abstillen,
sondern eine langsame Verminderung der Muttermilchmengen und
Stillmahlzeiten.” Doch Vetter betont, dass die Empfehlung, Babys sechs Monate
ausschließlich zu stillen, mittlerweile relativiert wurde. Die
aktuellen Ernährungsempfehlungen aus der S3-Leitlinie
Allergieprävention der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und
klinische Immunologie (DGAKI) lauten: • Für einen präventiven Effekt durch eine Verzögerung der
Beikosteinführung über den vierten Lebensmonat hinaus gibt es keine
gesicherten Belege. Sie kann deshalb nicht empfohlen werden. • Für einen präventiven Effekt einer diätetischen Restriktion durch
Meidung potenter Nahrungsmittelallergene im ersten Lebensjahr gibt es
keine Belege. Sie kann deshalb nicht empfohlen werden. • Die zu der Zeit in Deutschland existierende Empfehlung, Beikost nicht
vor dem vollendeten 4. Lebensmonat einzuführen, ist aus
ernährungswissenschaftlicher Sicht sinnvoll. „Nach vier Monaten eingeführte Beikost scheint das Allergierisiko
reduzieren zu können“, betont Vetter. Indes rät er Müttern: „Auch nach
dem Beginn des Zufütterns sollten Mütter weiter stillen – so lange
Mutter und Kind es wünschen. Angesichts der intimen Nähe von Mutter und
Kind beim Stillen liegt es nahe, auch dem Bindungsaspekt des Stillens
sein Augenmerk zu widmen.“ Hinsichtlich dieser Vorteile bezüglich der
Ernährung, der immunologischen Abwehr und der Mutter-Kind-Beziehung
habe das Stillen auch weiterhin einen hohen Stellenwert, ergänzte der
Gynäkologe. Die Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS zeigen, dass
gegenüber den 1994 geborenen die 2005 geborene Kinder um etwa 5 Prozent
häufiger jemals gestillt wurden (76 Prozent zu 81,5 Prozent). Im
internationalen Vergleich liegt Deutschland in Bezug auf das
Gesamtstillen auf Platz 5 und im Hinblick auf den Anteil der nach sechs
Monaten noch ausschließlich gestillten Kinder auf Platz 8. In
Deutschland stillen demnach 20 Prozent der Mütter sechs Monate
ausschließlich, 40 Prozent stillen vier Monate ausschließlich.
Insgesamt meinen Experten, dass in Deutschland zu wenig gestillt werde. WANC 13.10.10, Quelle: DGGG-Kongress





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/schwangerschaft/13_10_stillen.php
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