Schmerzmittel: Gefahren in der Schwangerschaft

Stellen milde Schmerzmittel, die
Frauen während der Schwangerschaft einnehmen, eine Gefahr für die
Fortpflanzungsfähigkeit männlicher Nachkommen dar? Wissenschaftler
haben heraus gefunden, dass Frauen, die eine Kombination von Analgetika
wie Paracetamol, Aspirin oder Ibuprofen während der Schwangerschaft
benutzten, ein erhöhtes Risiko hatten, Jungen mit Hodenhochstand zu
gebähren. Die im medizinischen Sprachgebrauch Kryptorchismus genannte
Veränderung ist ein Risikofaktor für schlechte Samenqualität.
Der Zusammenhang ist ziemlich deutlich. Nehmen Schwangere gleichzeitig
mehr als ein Schmerzmittel ein, dann steigt die Wahrscheinlichkeit für
einen Sohn mit Kryptorchismus um das Siebenfache gegenüber Schwangeren,
die nichts eingenommen hatten. Besonders gefährlich war das zweite
Trimenon (Schwangerschaftsdrittel). Jedes Schmerzmittel, das in dieser
Zeit verwendet wurde, erhöhte das Risiko für Hodenhochstand um mehr als
das Doppelte. Dabei steigerten die Wirkstoffe Ibuprofen und Aspirin das
Risiko um das Vierfache. Wurden mehrere Schmerzmittel gleichzeitig
eingenommen sogar um das 16-fache. Was die Schmerzmittel bei den Schwangeren bewirken, beschreiben Dr.
Ulla Hass von der Technischen Universität Dänemark und Dr. Bernard
Jégou von INSERM an der Universität Rennes in Frankreich so: Die
Analgetika unterbrechen die Hormonprodukion. Das führt zu einer
unzureichenden Versorgung des Fötus mit Testosteron gerade in der Zeit,
wenn sich die männlichen Sexualorgane bilden. Jégou gibt zu, dass der Mechanismus, wie die Schmerzmittel in die
Hormonproduktion eingreifen und die Testosteronmenge verändern, bisher
kaum verstanden werde. Allerdings führe diese Veränderung zu einem
erhöhten Risiko einer eingeschränkten Fortpflanzungsfähigkeit bei den
Erwachsenen. So fanden die Wissenschaftler, dass die Analgetika den
Testosteronspiegel in den Hoden der ungeborenen Söhne um rund 50
Prozent verminderten. Die Wissenschaftler fragen sich jetzt, ob dieser Zusammenhang
vielleicht Ursache für die abnehmende Zeugungsfähigkeit von jungen
Männern in unseren Zeiten ist. Denn bei ihren Studien fiel den
Forschern auf, dass die meisten Schwangeren, die Einnahme von leichten
Schmerzmitteln nicht als medikamentöse Behandlung ansahen und ihr
deshalb auch keine Bedeutung beimaßen. Dr. Henrik Leffers con
Rigshospitalet in Copenhagen, Dänemark, empfiehlt Schwangeren der alten
Regel zu folgen: „Nehmen Sie während der Schwangerschaft so wenig
Medikamente wie möglich ein.“ WANC 10.11.10, Quelle: David M. Kristensen et al. Human Reproduction journal. doi:10.1093/humrep/deq323





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/schwangerschaft/10_11_schmerzmittel.php
powered by webEdition CMS