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Umfrage zeigt: Jede fünfte Mutter stillt nicht (Foto: TK)
> Jede fünfte Mutter stillt nicht
Eine Umfrage belegt, dass viele Mütter nicht oder nur kurz stillen.
Inzwischen hat die Wissenschaft allerdings nachgewiesen, dass es kaum
etwas besseres gibt für das Baby als die Muttermilch. Denn sie ist auf
den Nährstoffbedarf des Kindes in seiner jeweiligen Entwicklungsstufe
optimal abgestimmt. Muttermilch bietet aber nicht nur dem Baby sondern
auch der Mutter viele gesundheitliche aber auch seelische Vorteile.
Muttermilch ist perfekt darauf abgestimmt, was ein Baby braucht - kein
Fertigprodukt kann das ersetzen. Und sind Mutter und Kind erst einmal
ein eingespieltes Team, ist das Stillen meist unkomplizierter und zudem
günstiger als zu Fläschchen zu greifen. Trotzdem ist es anscheinend
nicht selbstverständlich, Babys die Brust zu geben: Laut einer
aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK)
stillt jede fünfte Mutter ihr Baby überhaupt nicht mehr. Und lediglich
sechs von zehn Säuglingen erhalten länger als drei Monate Muttermilch. Ob eine Mutter stillt, hängt offenbar mit ihrem Bildungsgrad zusammen:
Während nur jede zehnte Mutter mit Abitur oder Studium bei der
Forsa-Umfrage angab, nicht gestillt zu haben, war es bei den Müttern
mit Hauptschulabschluss fast jede Dritte. Außerdem geben Frauen, die
auf dem Dorf oder in Kleinstädten leben, häufiger die Brust als
Großstädterinnen. Und es gibt ein Ost-West-Gefälle: In den neuen
Bundesländern stillen neun von zehn Frauen, dafür jedoch nicht so lange
wie die westdeutschen Frauen, von denen weniger als acht von zehn ihren
Kindern die Brust geben. Vier von zehn Müttern, die gestillt haben, gaben an, dass sie die
Stillzeit früher abbrechen oder eher zufüttern mussten als sie sich
eigentlich vorgenommen hatten. Grund war bei über der Hälfte der
Frauen, dass sie zu wenig Milch hatten. Stillprobleme wie eine
entzündete Brust oder Schmerzen machte jede Vierte für den vorzeitigen
Still-Stopp verantwortlich. Die Nationale Stillkommission am Bundesinstitut für Risikobewertung
plädiert dafür, sechs Monate voll zu stillen. Denn das Stillen hat
viele Vorteile: beispielsweise beugt Stillen Allergien wie
Heuschnupfen, Asthma oder der Hautkrankheit Neurodermitis vor. Laut
aktueller Allergie-Leitlinie, unter anderem herausgegeben von der
Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinischen Immunologie,
genügen nach neuesten Erkenntnissen allerdings bereits vier Monate
Stillzeit zur Allergieprävention. Darüber hinaus nehmen gestillte Kinder langsamer zu als
"Flaschenkinder" und neigen auch später weniger zu Übergewicht. Mütter,
die ihre Kinder nicht stillen können oder wollen, sollten ihnen deshalb
nur Milch mit einem niedrigen Eiweißgehalt geben, rät die TK. So
könnten sie die Gewichtszunahme auf ein natürliches Maß beschränken. Und auch die Mütter selbst profitieren vom Stillen. Das Bayerisches
Landesamt für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit hat die Vorteile
des Stillens für Mutter und Kind zusammengetragen: Vorteile des Stillens für den Säugling

  • Durch das Saugen an der Brust wird die Kieferentwicklung des Neugeborenen positiv unterstützt.

  • Muttermilch fördert die typische Keimbesiedlung des Darms und ist deshalb für den Säugling gut verträglich.

  • Auf Grund der Zusammensetzung ist die Muttermilch den zum Teil
    noch nicht ausgereiften Funktionen des kindlichen Magen-Darm-Traktes
    und seinem Stoffwechsel besonders gut angepasst. So können bestimmte
    lebenswichtige Nährstoffe (wie Eisen, Zink und Calcium) aus dem Darm
    besser aufgenommen werden.

  • Gegen zahlreiche Infektionskrankheiten, schwere Entzündungen des
    Dünn- und Dickdarms, Infektionen der Atemwege, Mittelohrentzündung,
    bakterielle Hirnhautentzündung, Blutvergiftung, Harnweginfektionen sind
    gestillte Kinder besser geschützt.

  • Eine Überfütterung des Kindes ist auf Grund der Rückkopplung
    zwischen Nahrungs- und Flüssigkeitsbedarfs des Säuglings sowie
    Milchbildung der Mutter äußert selten.

  • Auch bei folgenden Erkrankungen wird ein schützender Faktor der
    Muttermilch diskutiert: Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (wie
    z.B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa), Allergien und Asthma, Diabetes
    mellitus Typ 1 (Zuckerkrankheit). Zöliakie (Autoimmunerkrankung im
    Kindesalter, die mit einer Glutenunverträglichkeit einhergeht. Tritt
    die Erkrankung im Erwachsenalter auf, spricht man von Sprue), Leukämie
    im Kindesalter, Übergewicht bis hin zu Adipositas.


Vorteile für die Mutter

  • Die durch das Stillen ausgelöste Hormonausschüttung (Oxytocin)
    führt bei der Mutter zu starken Uteruskontraktionen und begünstigt
    dadurch eine bessere Rückbildung der Gebärmutter. Infektionen und
    Wochenflussstauungen werden so verhindert.

  • Durch das Energie verbrauchende Stillen wird die Gewichtsabnahme der Mutter positiv unterstützt.

  • Frauen, die länger gestillt haben, scheinen ein geringeres Risiko zu besitzen, später an Brustkrebs zu erkranken.


Vorteile für die Mutter-Kind-Bindung

  • Das Stillen schafft eine emotional förderliche Situation für Mutter und Kind:

  • Stillen ermöglicht einen nahtlosen Übergang von der durch die
    Geburt abrupt aufgelösten Mutter-Kind-Ernährungseinheit im Uterus zur
    Mutter-Kind-Stillbeziehung.

  • Das Kind erfährt die lustvollen Aspekte der Sättigung sowie das
    Gefühl der Sicherheit in der für ihn vollkommen neuen Umwelt und
    gewinnt (Selbst-)Vertrauen.

  • Für die Mutter besteht durch den intensiven Mutter-Kind Kontakt
    die Möglichkeit, ihren Körper noch direkter zu erleben und anzunehmen.

  • Zudem scheint das Stillen auch das Selbstwertgefühl der Mütter positiv zu beeinflussen.


WANC 08.03.10, Quelle: TK, Bayerisches Landesamt für
Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
 
 
 
 
 
 
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