PF-Chemikalien: Verzögern Schwangerschaft

Chemikalien, die in der Verpackung von
Lebensmitteln, Polstermöbeln und Teppichen vorkommen, können unter
Umständen die Fruchtbarkeit von Frauen beeinträchtigen. Bei Frauen mit
höheren Werten perfluorierten Chemikalien (PFC) dauerte es länger, bis
sie schwanger wurden. Abgesehen davon wird PFC nachgesagt, sich sehr
schnell in der Nahrungskette anzureichern, kaum abbaubar sowie giftig
zu sein.
Perfluorierte Chemikalien werden von der Industrie eingesetzt, da sie
hitzebeständig sowie wasser- und ölabweisend sind. Große
Konzentrationen wurden bereits für Organschädigungen bei Tieren
verantwortlich gemacht. Die Chemikalien haben die Fähigkeit, lange Zeit
im Körper zu bleiben. Im Rahmen der Tests analysierten die Forscher der University of
California Blutproben von 1.240 Frauen und befragten sie, ob deren
Schwangerschaft geplant war und wie lange es dauerte, bis sie schwanger
wurden. Die Menge der im Blut nachgewiesenen Chemikalie reichte von 6,4
Nanogramm pro Milliliter Blut bis zu 106,4 Nanogramm. Als die Frauen entsprechend den Blutwerten in vier Gruppen aufgeteilt
wurden, zeigte sich, dass die Wahrscheinlichkeit einer Unfruchtbarkeit
bei Frauen mit höheren Chemikalien-Werten deutlich höher war. Laut
Chunyuan Fei, einer der Mitautorinnen der Studie, wiesen frühere
Studien darauf hin, dass diese Chemikalien das Wachstum des Kindes in
der Gebärmutter beeinträchtigen könnten. Frauen mit höheren Chemikalien-Werten haben laut der aktuellen Studie
Probleme mit unregelmäßigen Menstruationszyklen. Denkbar sei daher,
dass die Beeinflussung des Hormonhaushalts dafür verantwortlich ist. Auch in Deutschland ist man den Gefahren von PFC auf den Spuren. Das
Bundesinstitut für Risikoabschätzung und das Dr. von Haunerschen
Kinderspital der Ludwig-Maximilians-Universität München untersuchen
inwieweit Vertreter von PFC-Stoffklassen, das Perfluoroctansulfonat
(PFOS) und die Perfluoroctansäure (PFOA), in die Muttermilch gelangen.
Außerdem wird geprüft, ob die Chemikalien noch vor der Geburt zu den
Säuglingen gelangen. Das Bayerische Landesamt
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
stellt fest, dass mittlerweile liegen aus verschiedenen Ländern Daten
zur Belastung des Blutes von Menschen vorliegt, die den Stoffen
beruflich nicht ständig ausgesetzt sind. Die PFOS-Ergebnisse aus
europäischen Ländern bewegen sich im Bereich von 1 - 116 µg/l und die
mittleren Konzentrationen zwischen 4,3 und 53 µg/l, während sich in den
USA die Gehalte zwischen 1 und 1656 µg/l bzw. im Mittel zwischen ca. 18
- 37 µg/l bewegen. In einer weltweiten Untersuchung von 473 Proben aus
9 Ländern wurden die höchsten Gehalte in den USA und Polen, mittlere
Konzentrationen in Belgien, Italien, Korea, Malaysia, Sri Lanka und
Brasilien und die geringsten in Indien beobachtet (Kannan et al. 2004).
 Für Deutschland liegen derzeit Ergebnisse aus drei Untersuchungen vor.
Die mittleren PFOS- bzw. PFOA-Gehalte rangieren in Höhe von 22,3 µg/l
bzw. 6,8 µg/l in 105 nordbayerischen Plasmaproben. In Südbayern wurden
356 Plasmaproben von Leuten im Alter von 14 bis 67 Jahren analysiert
(Fromme et al. 2007). Es ergaben sich PFOS-Gehalte zwischen 2,1 und
55,0 µg/l (Median: 12,2 µg/l) und PFOA-Konzentrationen von 0,5 bis 19,1
µg/l (Median: 5,3 µg/l). In einer Studie in Nordrhein-Westfalen wurden
bei Erwachsenen für PFOS 1,0 bis 92,5 µg/l und für PFOA 0,7 bis 15,3
µg/l bestimmt, während eine Gruppe, die PFOA-kontaminiertes Trinkwasser
konsumierte, Konzentrationen zwischen 5,4 und 99,7 µg/l für PFOA
ermittelt wurden (Wilhelm et al. 2007).
 Das bayerische Landesamt lässt die Frage unbeantwortet, ob die
gemessenen Blutkonzentrationen der Bevölkerung mit gesundheitlichen
Risiken verbunden sind. Aus toxikologischen Studien könne eine geringe
bis mäßige akute Toxizität abgeleitet werden. Hinsichtlich der
chronischen Toxizität will man aber derzeit keine eindeutige Aussage
treffen. Dr. Manfred Sengl vom Bayersichen Landesamt für Umwelt ging da ein
bißchen weiter.  Er berichtete vom vermehrten Auftreten von PFC im
Oberflächengewässer, Grundwasser, Leber von arktischen Eisbären sowie
der Leber von Aalen aus großen europäischen Flüssen. Und er betonte,
dass einzelne PFC erfüllen die "PBT"-Kriterien (Kriterien für
besorgniserregende Stoffe) erfüllten. Sie seien üpersistent (kaum
abbaubar), übioakkumulierbar (reichern sich sehr schnell in der
Nahrungskette an) und toxisch (giftig). WANC 06.02.09, Quelle: Human Reproduction, Bayerisches Landesamt
für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, pte





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/schwangerschaft/06_02_pfc_schwangerschaft.php
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