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Lakritze - der Inhaltsstoff Glycyrrhizinsäure - kann die Hirnentwicklung von Kindern negativ beeinflussen (Foto: Stock photo)
> Schwangere sollten Lakritze meiden
Vorsicht beim Lakritznaschen in der
Schwangerschaft. Denn eine hohe Dosis kann zu einer negativen
Entwicklung des Gehirn bei Kindern führen. Auch das Risiko für eine
Frühgeburt erhöht sich. Insgesamt wurden in Studien negative
Nebenwirkungen eines Inhaltsstoffes von Lakritze – Glycyrrhizinsäure –
festgestellt. So kann ein übermäßiger Verzehr von Lakritze den
Blutdruck erhöhen sowie zu Ödemen und Muskelschwäche führen.
Auch wenn's vielleicht schwer fällt: Werdende Mütter sollten auf
größere Mengen Lakritze verzichten. Der häufige Verzehr der
Süßholz-Leckerei in der Schwangerschaft könnte der Hirnentwicklung des
Ungeborenen schaden. Eine gestörte kognitive Entwicklung des Kindes
könnte eventuell eine Spätfolge sein, wie finnische Wissenschaftler in
einer Studie herausfanden.

 Forscher von der Universität Helsinki hatten 321 Kinder untersucht,
deren Mütter während der Schwangerschaft teilweise größere Mengen
Lakritze verzehrt hatten. Die Wissenschaftler testeten kognitive
Fähigkeiten, Wortschatz, Gedächtnis, räumliches Vorstellungsvermögen
sowie das Verhalten der Kinder. Dabei fanden sie heraus, dass die
Kinder, deren Mütter in der Schwangerschaft viel Lakritz konsumiert
hatten, eine geringere Intelligenz aufwiesen. Die Kinder hatten einen geringeren Wortschatz, ein schlechteres
erzählerisches Gedächtnis und ein eingeschränktes räumliches
Vorstellungsvermögen. Außerdem war ihre Konzentrationsfähigkeit
geringer und die Neigung zum Übertreten von Regeln und zum aggressiven
Verhalten erhöht.

 Eine Erklärung könnte nach Ansicht der Wissenschaftler darin liegen,
dass die in der Lakritze enthaltene Glycyrrhizinsäure die Funktion der
Placenta beeinträchtigt und die Ungeborenen dadurch verstärkt
Stresshormonen der Mutter ausgesetzt sind. Diese wiederum können die
negativen Einflüsse auf das Verhalten und die geistigen Fähigkeiten der
Kinder hervorrufen, die die finnischen Wissenschaftler bei ihrer Studie
festgestellt haben. Die Auffälligkeiten, so die Forscher, ergaben sich bei denjenigen
Kindern, deren Mütter in der Schwangerschaft mehr als 500 mg
Glycyrrhizinsäure pro Woche zu sich nahmen. Das entspricht etwa 100
Gramm reiner Lakritze. Je höher die Dosis, umso größer waren auch die
negativen Einflüsse.  
 Eine frühere finnische Studie hatte bereits herausgefunden, dass
regelmäßiger starker Lakritzkonsum das Risiko für Frühgeburten erhöhen
kann.
Allerdings muss zur Beruhigung gesagt werden, dass der Gehalt an
Glycyrrhetinsäure in den üblichen deutschen Erzeugnissen
vergleichsweise gering ist und nicht so hoch wie bei-spielsweise in den
in skandinavischen Ländern verbreiteten Salmiakpastillen.
Wissenschaftler gehen deshalb davon aus, dass ein maßvoller Genuss von
Lakritz unbedenklich ist. Wie immer kommt es auf die Menge an.
Gleichwohl befänden sich Schwangere in einer Ausnahmesituation und
sollten deshalb beim Lakritznaschen vorsichtig sein.

 Davor, dass Lakritze und deren Inhaltsstoff Glycyrrhetinsäure nicht
unbedingt gesund ist, warnte schon im Jahre 2000 die Deutsche
Gesellschaft für Ernährung (dge): „Gesundheitsstörungen durch den Genuß
von Lakritzerzeugnissen sind auf einen mineralokortikoiden Effekt der
Glycyrrhetinsäure zurückzuführen. Dieser verursacht eine Retention von
Natrium und Wasser im Körper sowie eine vermehrte Kaliumausscheidung.
Die Folgen davon können Bluthochdruck, Ödeme und Muskelschwäche sein.
Ein gelegentlicher Lakritzverzehr kann erfahrungsgemäß als unbedenklich
angesehen werden.“ Glycyrrhetinsäure kommt in der Wurzel der Süßholzpflanze vor. Davon
gibt es zwischen 20 und 30 Arten, die man in der Mittelmeerregion,
Asien, Australien und Amerika findet. Der Wissenschaftliche
Lebensmittelausschuss der Europäischen Kommission empfiehlt, täglich
nicht mehr als 100 mg Glycyrrhizinsäure zu sich zu nehmen. Seit Mai
2005 gibt es die Richtlinie 2004/77/EG, die eine Kennzeichnungspflicht
vorschreibt. Die Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung (LMKV) gibgt bei
Süßwaren und Getränke ab einem Gehalt von 100 mg/kg oder 10 mg/L die
Angabe „Enthält Süßholz“ vor, ab einem Gehalt von 4 g/kg bzw. 50 mg/L
muß der Zusatz „Enthält Süßholz — bei hohem Blutdruck sollte ein
übermäßiger Verzehr dieses Erzeugnisses vermieden werden“ angebracht
werden. Glycyrrhetinsäure wird nicht nur in Süßwaren, Getränken (Pastis) und
als Lebensmittelfarbstoff eingesetzt. Man findet sie auch in
Arzneimitteln (z.B. in Antibiotika) und in Kosmetika (z.B. in Baby
Puder, Anti-Falten-Cremes, Zahnpasta, Mundspülungen, Lippenstiften und
Shampoos für schnell fettendes Haar). WANC 04.10.10, Quelle: Journal of Epidemiology Advance Access,
published online on October 4, 2009, doi:10.1093/aje/kwp272; Am J
Epidemiol 2002; 156:803-805; dgk
 
 
 
 
 
 
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