> Kinder mit Migräne: Neue Therapie in Sicht
Kinder mit Migräne müssen oft leiden. Denn wirksame Arzneimittel dürfen ihnen oft mangels Zulassung für Kinder nicht verschrieben werden. Jetzt eröffnet sich für die etwa acht Prozent aller Kinder und Jugendlichen, die gelegentlich Migräneattacken erleiden und denen Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol nicht helfen, möglicherweise eine neue Behandlungsmöglichkeit. In den USA wurde der Wirkstoff Rizatriptan bereits zugelassen und jetzt soll auch das Prüfverfahren für die EU beschleunigt werden.

Tatsächlich sind die Möglichkeiten der Ärzte, Kindern und Jugendlichen mit Migräne Erleichterung zu verschaffen, sehr beschränkt. Sie können ihnen "normale" Schmerzmittel verschreiben. „Unter den besonders wirksamen Präparaten aus der Klasse der Triptane ist in Europa lediglich Sumatriptan-Nasenspray für 12- bis 17-Jährige zugelassen“, bedauert Professor Hans-Christoph Diener, Direktor der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Essen.  Jetzt hat eine Medikamentenstudie mit 977 kleinen Patienten ergeben, dass der Wirkstoff Rizatriptan den Kindern helfen kann.

In der Studie bekam eine Gruppe von Kindern ab einem Körpergewicht von 40 Kilogramm 10 Milligramm des Medikamentes. Die andere Gruppe bekam ein Medikament ohne einen Wirkstoff. In der Gruppe der 12- bis 17-Jährigen waren unter Rizatriptan 30,6% der Jungendlichen zwei Stunden nach Beginn ihrer Migräneattacken schmerzfrei, unter Placebo nur 22%. Außerdem berichteten nach 24 Stunden mehr Jugendliche in der Rizatriptan-Gruppe, dass sie wieder „wie gewöhnlich“ an ihrem Alltag teilnehmen konnten. Übelkeit und Erbrechen traten mit der Arznei seltener auf, die Lichtscheu und Geräuschempfindlichkeit wurden nicht beeinflusst.

Der gleiche Trend zeigte sich etwas abgeschwächt bei den 6- bis 11-Jährigen: Hier erreichten 39,8% mit Rizatriptan innerhalb von zwei Stunden Schmerzfreiheit gegenüber 30,4% unter Placebo. Für beide Gruppen zusammen ergab die Analyse ein Verhältnis von 33 zu 24,2 Prozent. Bei der Verträglichkeit zeigten sich laut den Ärzten binnen 14 Tagen keine bedeutsamen Unterschiede zwischen Rizatriptan und dem Scheinmedikament.

Berliner Ärzteblatt 07.09.2012/ Quelle: Cephalalgia. 2012 Jul;32(10):750-765

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