> Mandeln entfernen - oder nicht? Was ist besser?

Die Mandeln sind entzündet. Das äußerst sich durch einen schmerzenden Hals, Beschwerden beim Schlucken und eine hohe Temperatur. Kommt das mehrmals im Jahr vor, raten Ärzte oft dazu, die vereiterten Mandeln zu entfernen. Doch nicht immer ist das die beste Lösung.

Wenn sich Mandelentzündungen in einem Jahr häufen und die Schule deshalb des öfteren nicht besucht werden kann, dann denken Eltern und der Kinderarzt daran, die beiden Übeltäter durch eine Operation zu entfernen. Doch das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) mahnt, dass auch eine Operation die "Halsentzündungen nicht vollständig verhindern" kann, "sie kann sie nur weniger wahrscheinlich machen." Dass Institut rät dazu, die typischen Beschwerden wie Halsschmerzen und Fieber mit schmerzlindernden und fiebersenkenden Medikamenten - beispielsweise mit Ibuprofen oder Paracetamol - zu bekämpfen. Gegen die Entzündung sollten Antibiotika helfen.

Eine operative Mandelentfernung mache bei Kindern Sinn, wenn sie unter stärkeren Beschwerden leiden. Das bedeutet, dass ein Kind in den letzten beiden Jahren jedes Jahre mindestens fünf Mandelentzündungen erlitt, die mehrere Tage andauerten. In diesen Fällen bringt die Operation etwas: Eine Studie zeigt, dass Kinder im ersten Jahr nach dem Eingriff  durchschnittlich nur noch eine Halsentzündung bekam. Bei medikamentös behandelten Kindern waren es im Durchschnitt drei.

Das zeigt aber auch, dass eine Operation das Problem nicht unbedingt ein für alle Mal beseitigt. Auch wenn die Mandeln nicht mehr da sind, kann es noch zu Beschwerden kommen, erklärt das IQWiG. Denn selbst wenn die Mandeln nicht mehr an ihrem Platz sind, könne sich das Gewebe in diesem Bereich weiterhin entzünden.

Das Institut weiß, dass jede Operation Risiken mit sich bringen. Das fange mit Schmerzen an der Wunde und beim Schlucken an. Manchmal entstehen im Anschluss an die OP Übelkeit und Geschmacksstörungen sind. Bekannte Komplikationen des Eingriffes sind Nachblutungen. Die treten bei etwa 4 von 100 Kindern nach einer Mandelentfernung auf.

Das IQWiG rät, sich eine Mandeloperation genau zu überlegen. Denn bei vielen Kindern würden Mandelentzündungen im Laufe der Jahre von selbst seltener werden oder ganz verschwinden.

Berliner Ärzteblatt 29.03.2013/ Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)
 
 
 
 
 
 
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