> Autoabgase können Risiko für Autismus erhöhen

Warum leidet ein Kind eigentlich unter Autismus? Die Frage kann niemand wirklich beantworten. Denn es gibt zwar einige Vermutungen, warum Autismus entsteht, aber bewiesen ist bisher nur wenig. Jetzt sind Wissenschaftler einem möglichen Grund auf die Spur gekommen: Sie haben heraus gefunden, dass Luftverschmutzung einen Einfluss auf das Entstehen von Autismus haben könnte.

Diskutiert werden viele Gründe, die als Verursacher von Autismus in Frage kommen. Beispielsweise die verzögerte oder veränderte Entwicklung des Gehirns, Infektionen, ein überaktives Immunsystem, Allergien oder eine falsche Ernährung. Relativ gesichert ist nur die Erkenntnis, dass Vererbung eine Rolle spielt. Denn unter Blutsverwandten findet man zehnmal so häufig Autismus und es gibt anscheinend bestimmte Gene, die für die Erkrankung verantwortlich sind. Ob allerdings die autistische Störung selbst oder eher bestimmte Einflüsse, die zu Autismus führen, vererbt werden, weiß man noch nicht.

Jetzt haben Wissenschaftler in Kalifornien 279 Kinder mit und 245 Kinder ohne autistischer Störung untersucht. Vor allem wurde erfragt, wo die Mutter während der Schwangerschaft und im ersten Jahr nach der Geburt mit ihrem Säugling gewohnt hatte. Die Luftverschmutzung durch Autoabgase wurde durch Messungen der Luftqualität durch die Umweltschutz-Behörde erfasst. Es stellte sich heraus, dass Kinder mit Autismus in Regionen wohnten, in denen die Belastung durch Autoabgase am höchsten lagen.

Waren die Kinder während der Schwangerschaft - also indirekt - den Autoabgasen ausgesetzt, erhöhte sich das Risiko für Autismus um das 1,2- bis 3,31-fache. Waren die Kinder während ihres ersten Lebensjahres - also direkt - der hohen Belastung mit Autoabgasen ausgesetzt steigerte sich das Erkrankungsrisiko um das 1,76- bis 5,57-fache.  Unterschiede ergaben sich vor allem durch die Größe der Abgaspartikel.

Warum es den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzung durch Autoabgase und dem Auftreten von Autismus gibt, erklären die Wissenschaftler so: Feinstaubpartikel und Stickoxide können die Gehirnentwicklung negativ beeinflussen. Denn sie fördern das Entstehen von Entzündungen und heizen eine übersteigerte Aktivität des Immunsystems an. Allerdings räumen die Forscher ein, dass sich nicht vollkommen ausschließen lasse, dass in der Studie auch andere Faktoren das Risiko für Autismus erhöht haben könnten. Aber für wahrscheinlich halten sie es nicht.

Berliner Ärzteblatt 27.11.2012/ Quelle: Arch Gen Psychiatry. 2012;():1-7
 
 
 
 
 
 
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