Fast jedes zweite Schulkind in Therapie

Der schulische Druck und private
Stress, der heute häufige auf Kindern lastet, bleibt nicht ohne
Wirkungen. Viele Kinder kommen ohne die Unterstützung eines Therapeuten
nicht mehr aus. Allerdings bleiben die Eltern gefordert, ihren Kindern
genügend Möglichkeiten zur körperlichen Bewegung und seelischen Nähe zu
schaffen.
Rund die Hälfte der Schulkinder hat schon zumindest einmal
therapeutische Unterstützung bekommen. Zu diesem Schluss kommt eine
Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Mehr als
jedes vierte Kind zwischen sechs und 18 Jahren erhielt Sprachtherapie
(Logopädie), fast jedes fünfte Ergotherapie und ebenso viele Kinder
waren bei der Krankengymnastik. Mindestens eins von zehn Kindern wurde
psychotherapeutisch betreut. Zudem ergab die Umfrage, dass Mädchen
deutlich häufiger betroffen sind, nur knapp 40 Prozent der therapierten
Kinder waren Jungen. Die Umfrage ergab, dass der Anteil der Kinder, die täglich mehr als
zwei Stunden fernsehen, unter Kindern mit Therapieerfahrung größer ist
als unter Schülern, die ohne professionelle Hilfestellung groß werden.
"Sprechen lernt man nicht vor dem Fernseher. Für die sprachliche - und
natürlich auch motorische Entwicklung - ist es wichtig, dass die Kinder
sich und ihre Umwelt im richtigen Leben wahrnehmen. Dafür ist der
Austausch mit anderen, die soziale Interaktion ganz wesentlich", betont
York Scheller, Psychologe bei der TK. "Unsere Umfrage zeigt jedoch,
dass gerade die Kinder, die heiltherapeutische Hilfe benötigen,
seltener mit Freunden spielen als andere." Über zehn Prozent der Eltern gab an, dass ihr Sohn bzw. ihre Tochter
sich überhaupt nicht mit Freunden trifft.  Weitere 37 Prozent
spielen maximal eine Stunde täglich mit anderen Kindern.   "Was für unsere Generation noch selbstverständlich war, sich nach
Schule und Hausaufgaben mit Gleichaltrigen zu treffen, gilt heute
offensichtlich für immer weniger Kinder. Dabei ist genau dies für sie
so wichtig. Das Spielen mit anderen fördert Neugier und
Selbstständigkeit. Die Kinder haben einen natürlichen Bewegungsdrang
und nur wenn sie die Chance haben, sich auszutoben, können sie auch am
Vormittag die nötige Konzentration für die Schule aufbringen und haben
nachts einen gesunden Schlaf."   Scheller macht sich so seine Gedanken: "Erfreulicherweise gibt es
inzwischen sehr gute Möglichkeiten, Kinder mit Entwicklungsproblemen
therapeutisch zu unterstützen. Dass mittlerweile aber fast jedes zweite
Schulkind therapieerfahren ist und diese Tendenz sogar zunimmt, ist
bemerkenswert. Es wirft die Frage auf, ob wir den Kindern in ihrem
Alltag ausreichend Anreize und Raum geben, sich zu entwickeln."   Ziele von Logopädie und Ergotherapie sind, die Kommunikationsfähigkeit,
Bewegung, Wahrnehmung, Koordination und Aufmerksamkeit der Kinder zu
schulen. Logopädie ist beispielsweise sinnvoll, wenn es darum geht,
Sprachfehlern wie Stottern oder Lispeln frühzeitig entgegen zu wirken.
"Wichtig bleibt neben allen Therapiemöglichkeiten aber immer, dass
Eltern und Erzieher die Kinder spielerisch in ihrem Alltag fördern", so
Scheller.   Der Psychologe empfiehlt, für einen geregelten Tagesablauf zu sorgen,
den Kindern ausreichend Gelegenheit zum Spielen und Toben zu geben und
gemeinsame Rituale wie eine Gute-Nacht-Geschichte oder einen
Spielenachmittag einzuplanen. Damit ist eine gute Basis gegeben, um
Sprache, Koordination und Phantasie zu entwickeln. WANC 26.02.10, Quelle: TK





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/kind/26_02_schulkind_therapie.php
powered by webEdition CMS