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Kinder in der Stadt leiden stärker unter chronischen Krankheiten wie Asthma, Heuschnupfen oder Neurodermitis (Foto: DAK/Wigger)
> Kindergesundheit: Krank in der Stadt, gesund auf dem Land
Eine Umfrage wollte klären, wie Eltern
die Gesundheit ihrer Kinder einschätzen? Obwohl die grundsätzlich gut
beurteilt wird, zeigt sich eines sehr deutlich: Stadtkinder leiden mehr
an chronischen Krankheiten als Landkinder.
Die gute Nachricht zuerst: Der überwiegende Teil der deutschen Kinder
ist grundsätzlich gesund. 28 Prozent der befragten Eltern geben jedoch
an, dass ihr Kind an einer chronischen Erkrankung leidet wie
beispielsweise Neurodermitis (14 Prozent), Heuschnupfen (5 Prozent)
oder Asthma (3 Prozent). Es zeigt sich, dass die Größe des Wohnortes
bei dem Auftreten von Krankheiten eine entscheidende Rolle spielt:
Kinder, die in kleineren Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern leben,
leiden seltener an chronischen Beschwerden als Kinder in größeren
Städten. In Großstädten (>100.000) sind lediglich 65 Prozent der
Kinder beschwerdefrei, in kleineren Orten (< 5.000) sind es 83
Prozent. Das gleiche Phänomen ist bei regelmäßigen akuten Beschwerden wie zum
Beispiel Erkrankungen der Atemwege, der Ohren oder Haut zu beobachten.
Analog zu den chronischen Erkrankungen scheinen Kinder, die in Orten
mit mehr als 100.000 Einwohnern leben, überdurchschnittlich oft akut zu
erkranken. Dort sind lediglich die Kinder von rund einem Drittel der
Eltern beschwerdefrei (32 Prozent), während dies in Orten mit weniger
als 5.000 Einwohnern bei 44 Prozent der Fall ist. Wenn Eltern eine Krankheit fürchten, dann ist es das
Zappelphilipp-Syndrom. 44 Prozent erfüllt das
Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom – kurz AD(H)S – mit Schrecken. Ein
Drittel der Eltern fürchtet sich vor asthmatischen Erkrankungen ihrer
Kinder (32 Prozent). Es folgen unter anderem Diabetes (28 Prozent),
Neurodermitis (26 Prozent), Übergewicht (23 Prozent). „Man sollte das Thema AD(H)S nicht dramatisieren – und manchmal
beruhigt Eltern schon ein Gespräch mit dem Kinderarzt“, sagt Horst
Bölle, Abteilungsleiter für Ambulante und Integrierte Versorgung bei
der DAK. „Trotzdem ist Wachsamkeit angebracht. Denn unsere DAK-Daten
belegen. dass die Zahl der Kinder und Jugendlichen unter 15 Jahren, die
medikamentös behandelt werden, in den letzten zwei Jahren um fast 22
Prozent angestiegen ist. Das sehen wir schon mit Sorge.“ Die deutliche Mehrheit der befragten Eltern legt einen gelassenen
Pragmatismus an den Tag, wenn es die Kleinen erwischt hat. 60 Prozent
der Befragten sagen von sich: „Mit vielen Wehwehchen und Krankheiten
der Kinder werde ich selbst fertig.“ Erstaunlich selbstbewusst sind vor
allem die jüngeren Eltern bis 30 Jahre (70 Prozent Zustimmung). Das
gleiche gilt für Mütter gegenüber Vätern. Letztere verhalten sich
deutlich vorsichtiger – 49 Prozent der Papas gehen lieber auf Nummer
sicher und suchen frühzeitig einen Arzt auf oder holen sich anderweitig
Hilfe. Zwei Drittel (68 Prozent) der Mütter hingegen, behandeln
zunächst in „Eigenregie“. Kommen Hausmittel zum Einsatz, ist es meistens das Inhalieren (49
Prozent), gefolgt von Wickel und Kompressen (44 Prozent), Heilkost (38
Prozent), Bädern (37 Prozent) und Heiltees (34 Prozent). Schwitzkuren
und Wechselbäder werden dagegen äußerst selten angewendet (6 und 3
Prozent). Lediglich neun Prozent der befragten Eltern verwenden gar
keine Hausmittel. Über den Sinn des Impfens wird unter Eltern viel diskutiert. Doch die
Studie zeigt: Nur ein Prozent der Eltern sind prinzipiell dagegen.
Solange es der Arzt empfiehlt, hat die große Mehrheit von 91 Prozent
der Befragten mit dem Impfen ihrer Kinder kein Problem. In
Ausnahmefällen vertretbar finden es acht Prozent. Mit der Verabreichung
von Antibiotika hingegen haben nur 41 Prozent kein Problem, während 58
Prozent es nur in Ausnahmefällen vertretbar finden. Für zwei Prozent
kommt es grundsätzlich nicht in Frage. Nicht nur unter Eltern immer wieder heiß diskutiert ist die Frage nach
der Verwendung von homöopathischen Behandlungsmethoden. Die Studie
zeigt, dass die meisten Befragten (45 Prozent) ihr Kind manchmal
homöopathisch behandeln lassen, ein Fünftel macht dies wann immer es
geht und 34 Prozent verwenden diese Art der Behandlung nie. Das
Vertrauen in die alternativen Heilmethoden liegt unter dem der
Schulmedizin. 56 Prozent haben „sehr großes Vertrauen“ in die
schulmedizinische Behandlung (Alternativmedizin: 24 Prozent).
Prinzipiell vertrauen mehr Frauen als Männer alternativen Heilmethoden
(31 vs. 15 Prozent). Beim Gesundheitssystem scheiden sich die Geister: Die eine Hälfte der
befragten Eltern gibt ihm gute Noten, die andere Hälfte nicht. Dabei
steigt die Zufriedenheit eindeutig mit dem Einkommen. Eltern mit
geringerem Einkommen sind zu 61 Prozent „weniger“ oder „gar nicht
zufrieden“ (Gutverdiener: 41 Prozent). Am meisten stören sich die
unzufriedenen Eltern an „Zuzahlungen“ (39 Prozent) und
„Zweiklassenmedizin“ (29 Prozent). Befragt nach den Erwartungen an die
Krankenkassen steht mit 80 Prozent daher auch die „Kostenübernahme
möglichst vieler medizinischer Leistungen“ an erster Stelle, gefolgt
von „einer ausreichenden Grundversorgung mit möglichst wenigen
Zuzahlungen“ (62 Prozent) und der „Finanzierung alternativer
Heilmethoden“ (40 Prozent).   WANC 20.03.09, Quelle: Forsa-Studie: Kindergesundheit 2009
 
 
 
 
 
 
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