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Gerade bei jungen Patienten verlaufen entzündlich-rheumatische Erkrankungen nicht selten aggressiv (Foto: Stock photo)
> Rheuma bei Kindern: Oft besonders agressiv
Bei Kindern verlaufen entzündlich-rheumatische Erkrankungen mitunter
schwerer als bei Erwachsenen. Die Folgen für die Kindern: Die Therapie,
die sie bekommen, muss häufig aggressiver als bei Erwachsenen sein.
  Etwa 20.000 Kinder in Deutschland leiden unter dem so genannten
Kinderrheuma. Auslöser der unkontrollierten rheumatischen Entzündungen
kann unter anderem eine Überproduktion des Botenstoffs Interleukin-1β
in den Zellen sein. In einem gesunden Immunsystem sorgt dieser dafür,
dass die körpereigene Abwehr feindliche Zellen wie etwa Bakterien
bekämpft. Wird die körpereigene Abwehr aber mobilisiert, ohne dass fremde Erreger
vorhanden sind, entwickelt sich diese Entzündung selbst zur Krankheit,
medizinisch Autoinflammation genannt. „Der Körper unterhält bei
autoinflammatorischen Syndromen ständig ungerichtete Abwehrreaktionen“,
erläutert Prof. Dr. Dirk Föll vom Universitätsklinikum Münster.   Gerade bei jungen Patienten verlaufen entzündlich-rheumatische
Erkrankungen nicht selten aggressiv, weiß Föll. Sie ziehen neben den
Gelenken häufig auch innere Organe in Mitleidenschaft. „Rheumakranke Kinder müssen daher medizinisch nicht – wie man meinen
könnte – sanfter, sondern häufig sogar aggressiver als Erwachsene
behandelt werden“, betont der Kinderrheumatologe. Das heißt, sie
bekommen dieselben Medikamente und wenn nötig sogar in kürzeren
Abständen. Die Kinder-Rheumastiftung weißt darauf hin, wie wichtig es für den
Heilungserfolg ist, die Erkrankung möglichst früh zu erkennen. Sie hat
10 Punkte zusammengestellt (Quelle: Wie erkenne ich Rheuma bei meinem
Kind), die eine Frühdiagnose erleichtern sollen: 1. In der Vorgeschichte bildet eine Schuppenflechte in der Familie oder beim Kind selbst einen wichtigen Hinweis. 2. Für die Arthritis typisch ist ein verdicktes Gelenk ohne
vorausgehenden Unfall. Die Haut über dem geschwollenem Gelenk ist meist
wärmer als die Umgebung. 3. Die Kinder ändern ihre Körperhaltung. Sie fixieren das entzündete
Gelenk in einer Schonhaltung, die sich bei Belastung verstärkt. So
befindet sich beispielsweise das Knie in einer Beugehaltung. Es kann
nicht mehr vollständig gestreckt werden. 4. Rheumakinder bewegen sich anders: Sind wenige Gelenke erkrankt, kann
die Bewegungseinschränkung von den Nachbargelenken ausgeglichen werden.
Die Kinder hinken oder humpeln oder greifen mit eigentümlich verdrehter
Hand, bleiben jedoch bewegungsfreudig. Bei den Vielgelenkformen
verlangsamen sich die Bewegungsabläufe. Die Kinder wirken träge und
schwerfällig. 5. Morgens sind die Kinder auffallend steif. Sie brauchen länger zum
Anziehen, kommen schlecht die Treppe herunter oder haben
Schwierigkeiten eine Tasse zu halten oder ein Brot zu schmieren. Die
Morgensteifigkeit kann Minuten bis Stunden anhalten. 6. Stärkeren Gelenkbelastungen versuchen die Kinder zu meiden.
Kleinkinder wollen beim Spazieren gehen wieder getragen werden, was oft
als Faulheit verkannt wird. Sind die Kieferngelenke erkrankt,
bevorzugen die Kinder leicht zu kauende Speisen, meiden Brotrinde oder
Fleisch. 7. Der Schmerz bewirkt einen unruhigen Schlaf. Typisch ist ein kurzes Knöttern oder Weinen, wenn die Kinder im Schlaf ihre Lage ändern. 8. Bei der Arthritis mehrerer Gelenke ändern die Kinder ihr Verhalten.
Sie können mit Freunden nicht mehr Schritt halten, ziehen sich zurück,
hängen weinerlich am Rockzipfel, werden unglücklich oder aggressiv. 9. Umgekehrt können vor allem Schulkinder über heftige Schmerzen
jammern, ohne dass Gelenke geschwollen sind. Das ist bei einer
rheumatischen Entzündung der Sehnenoder Bänderansätze am Knochen der
Fall. Charakteristisch sind Fersen- oder Knieschmerzen, verbunden mit
einem ungewöhnlichen Bewegungsmuster. Die Gelenke sind normal
beweglich. Es findet sich ein umschriebener Druckschmerz. Die
Sehnenansatzschmerzen werden leicht als psychisch bedingt fehlgedeutet. 10. Rückenschmerzen im Gesäßbereich oder der unteren Wirbelsäule können
bei älteren Kindern im Verlauf oder schon zu Beginn im Vordergrund
stehen. Sie treten nach langem Sitzen in der Schule oder beim
Autofahren auf. WANC 07.09.09/ Quelle: Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
 
 
 
 
 
 
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