Tabakrauch: Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern

Kinder, die während ihrer frühen
Entwicklung Tabakrauch ausgesetzt sind, können bis zum Alter von etwa
zehn Jahren Verhaltensauffälligkeiten entwickeln. Besonders negativ
macht sich der Einfluss des Tabakrauches während der Schwangerschaft
bemerkbar.


„Wir konnten zeigen, dass Kinder, die während der Schwangerschaft und
den ersten Lebensjahren Tabakrauch ausgesetzt sind, im Schulalter
gehäuft Verhaltensauffälligkeiten entwickeln", sagt Dr. Joachim
Heinrich vom Institut für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München.
Dabei macht es für die kindliche Entwicklung einen Unterschied, ob das
Kind erst nach der Geburt oder schon während der vorgeburtlichen
Entwicklung mit Tabakrauch konfrontiert wurde. Kinder, die ausschließlich vor der Geburt durch Tabakrauch belastet
wurden, haben der Studie zufolge ein 1,9-fach erhöhtes Risiko,
Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Das Risiko bei Kindern, die
erst nach der Geburt Tabakrauch exponiert waren, war immer noch um den
Faktor 1,3 erhöht. Kinder, die sowohl vor als auch nach der Geburt in
einer Raucherumgebung aufwuchsen, hatten ein 2-fach erhöhtes Risiko,
Verhaltensauffälligkeiten zu entwickeln. Dazu zählen unter anderem
Hyperaktivität, Aufmerksamkeitsdefizite, oder Störungen in der
Beziehung mit Gleichaltrigen. Die Ergebnisse der Studie wurden
sorgfältig mit der sozialen Lage der Familien abgeglichen. Ein
Zusammenhang mit prekären Familienverhältnissen konnte ausgeschlossen
werden. In der GINI-plus-Studie begleiten Heinrich und seine Kollegen eine
große Geburtenkohorte. Die Studie schließt 5991 Kinder ein, die
zwischen 1995 und 1998 geboren wurden. Umfangreiche Folgestudien werden
sich anschließen. Ein auf das Verhalten drei- bis 16jähriger Kinder
ausgelegter standardisierter SDQ-Fragebogen (Strength and Difficulties
Questionnaire) bewertet. Zur Absicherung ihrer Ergebnisse aus den Befragungen kontrollierten die
Wissenschaftler im Rahmen ihrer Erhebung auch den Gehalt an Nikotin in
der Raumluft sowie Cotinin, einem Abbauprodukt von Nikotin, im Urin der
teilnehmenden Kinder. „Die Übereinstimmung mit den Daten aus den
Fragebögen lag bei über 93 Prozent", fasst Simon Rückinger, Erstautor
der Studie, zusammen. Die Ergebnisse machen den Wissenschaftler zufolge deutlich, dass
Tabakrauch auch auf die Verhaltensentwicklung von Kindern wesentlichen
Einfluss nehme. Dabei spiele der Einfluss während der Schwangerschaft
eine größere Rolle als die Belastung der Kinder nach dieser sensiblen
Entwicklungsphase. Aber auch allein der Aufenthalt von Kindern in
verrauchten Räumen sei mit einem erhöhten Risiko für
Verhaltensauffälligkeiten verbunden. WANC 04.12.09/ Quelle: Environmental Health Perspectives, Helmholtz Zentrum München





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/kind/04_12_tabakrauch_verhaltensauffaelligkeiten.php
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