Foto: DAK/Wigger
Immer mehr Teenager - und immer mehr Mädchen - landen mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus (Foto: DAK/Wigger)
> Rauschtrinken: Immer öfter Wiederholungstäter

Immer häufiger werden Teenager mit
einer Alkoholvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert. Doch viele sind
nicht zum ersten Mal da. Komasaufen scheint also kein einmaliger
"Ausrutscher" zu sein, sondern Zeichen einer Suchtgefährdung.
Am städtischen Krankenhaus Schwabing, im Einzugsgebiet des Münchner
"Szeneviertels" gelegen, wurden innerhalb von acht Monaten 128
Jugendliche mit einer Alkoholvergiftung behandelt, der Jüngste war
gerade einmal 13 Jahre alt. Der durchschnittliche Blutalkoholspiegel
betrug 1,9 Promille, ein Jugendlicher hatte mehr als 3 Promille. Die Gruppe um Stefanie Müller vom Institut für Therapieforschung in
München hat die Jugendlichen befragt: Für jeden siebten war es nicht
der erste Klinikaufenthalt wegen einer Alkoholvergiftung, jeder sechste
war sich nicht im Klaren, dass er oder sie - fast die Hälfte waren
Mädchen - sich in einer lebensgefährlichen Lage befand und fast jeder
vierte hatte innerhalb der letzten zwölf Monate illegale Drogen
konsumiert. Diese drei Faktoren -Wiederholung, Wissensdefizite und
illegale Drogen - zeigen nach Ansicht der an der Studie beteiligten
Initiative "Münchner Ärzte gegen Jugendalkoholismus" ein hohes
Abhängigkeitsrisiko an. Die Gruppe erprobt derzeit in einem Projekt, wie den Jugendlichen
geholfen werden kann. Direkt im Anschluss an die notfallärztliche
Behandlung führen jugend- und suchttherapeutische Experten von der
Beratungsstelle Condrops e.V. ein 45-minütiges Gespräch mit den
Teenagern durch. Potenziell gefährdete Jugendliche werden dann zu einem
eineinhalbtägigen Gruppentreffen mit "pädagogischem Erlebnischarakter"
eingeladen. Zum Plan gehört auch ein Gespräch mit den Eltern sowie ein integriertes
Abschlussgespräch. Ob dieses niederschwellige Angebot die Kinder vor
dem weiteren Rauschtrinken bewahrt, soll eine weitere Studie klären. Fest steht für die Ärzte, dass das Rauschtrinken die Gesundheit
gefährdet. Blutalkoholspiegel von 2 Promille oder mehr lösen ihrer
Einschätzung nach bei Jugendlichen mittel- bis schwergradige
Rauschzustände aus. Es kommt zu Gleichgewichtsstörungen, Enthemmung und
Aggressivität. Zusätzlich zur Schockgefahr sind die Jugendlichen durch Unfälle und
Gewalt gefährdet. Nicht absehbar ist, welche langfristigen Folgen das
Rauschtrinken auf die noch nicht abgeschlossene Hirnentwicklung hat,
warnen die Experten. WANC 02.06.09/ Quelle: S. Müller et al.: Akute Alkoholvergiftung bei
Jugendlichen. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (21):
S. 1101-1105

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