Stress bei Kindern erhöht Allergierisiko

Ein Umzug oder die Trennung der Eltern
kann bei Kindern das Risiko deutlich erhöhen, später an
einer Allergie zu erkranken. Darauf weisen erste Ergebnisse
der Langzeitstudie LISA hin, die seit Ende der 1990er Jahre
von mehreren Forschungsinstitutionen und Krankenhäuser
gemeinsam durchgeführt wird.



Stressereignisse in der Kindheit werden zunehmend
verdächtigt, eine große Rolle bei der späteren Entwicklung
von Asthma, Hautkrankheiten oder allergischen
Sensibilisierungen zu spielen. Dramatische
Lebensereignisse wie der Tod eines Angehörigen, schwere
Erkrankungen eines Familienmitgliedes oder die Trennung
der Eltern, aber auch harmlose Ereignisse wie
beispielsweise ein Umzug können unter Umständen das
Allergie-Risiko bei den betroffenen Kindern erhöhen.



Dabei spielt offenbar das Immunsystem eine
Vermittlerrolle zwischen Stress auf der einen Seite und
allergischen Krankheiten auf der anderen Seite. Da bisher
kaum bekannt ist, wie dieser Mechanismus abläuft,
versuchten die Forscher im Rahmen der Studie LISA
(Lifestyle – Immune – System – Allergy), Lebensumstände
zu identifizieren, in denen der Stress das Immunsystem
beeinflusst. Dazu analysierten sie das soziale Umfeld der
Kinder und führten Blutuntersuchungen bei
234 sechsjährigen Kindern durch.



Die Blutproben derjenigen Kinder, die unter einem Umzug
oder der Trennung ihrer Eltern litten, wiesen eine erhöhte
Konzentration des Stresspeptides VIP (Vasoaktives
intestinales Peptid) auf. Dieser Botenstoff, vermuten die
Forscher, könnte eine Vermittlerrolle zwischen
Stressereignissen im Leben und der Immunregulation
spielen. Auch die Konzentration von Immunmarkern, die mit
der Auslösung allergischer Reaktionen verbunden sind, wie
das Zytokin IL-4, war erhöht. Frühere Untersuchungen in
LISA konnten nachweisen, dass es einen Zusammenhang
zwischen diesen erhöhten Konzentrationen und allergischen
Sensibilisierungen bei sechsjährigen Kindern gibt.



Schwere Krankheiten oder der Tod von nahen Verwandten
führten dagegen zu keinen auffälligen Veränderungen im
Blut. Auch eine Arbeitslosigkeit der Eltern spiegelte
sich nicht im Blutbild der Kinder wider. So tragisch
diese Ereignisse auch sind, offenbar sind sie für die
Stressreaktionen von Kindern von geringerer Bedeutung als
beispielsweise eine Trennung oder Scheidung der Eltern,
schlussfolgern die Forscher.



Die Ergebnisse müssen vorsichtig interpretiert werden,
da die Anzahl an Kindern, die davon in der Studie
betroffen waren, gering ist. Sie geben jedoch wertvolle
Hinweise darauf, was genau durch Stress im Körper
passiert.



In der LISA-Studie werden Einflüsse des Lebensstils auf
das Immunsystem und die Entstehung allergischer
Erkrankungen bei Kindern untersucht. Neben den
Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig und
München (UFZ) und dem Institut für umweltmedizinische
Forschung (IUF) in Düsseldorf sind weitere universitäre
und klinische Partner beteiligt, wie das städtische
Klinikum "St. Georg" in Leipzig und das Institut für
Sozialmedizin der Universität in Lübeck. Für die
LISA-Studie wurden zwischen Ende 1997 und Anfang 1999
über 3000 neugeborene Kinder in den Städten München,
Leipzig, Wesel und Bad Honnef rekrutiert. Die Eltern
wurden wiederholt zu verschiedenen familiären und
gesundheitlichen Parametern befragt. Zusätzlich erfolgten
Blutuntersuchungen zu verschiedenen Zeitpunkten. Im
sechsten Lebensjahr wurden insgesamt 565 Kinder in
Leipzig untersucht, bei 234 Teilnehmern wurden
Blutanalysen zu Neuropeptiden und Immunparametern
durchgeführt. Im Laufe der 6-Jahres-Untersuchung war fast
ein Drittel der Leipziger Studienfamilien von
Arbeitslosigkeit betroffen. Bei etwa der Hälfte aller
Familien traten schwere Erkrankungen naher Angehöriger
auf. Todesfälle bei Angehörigen oder die Trennung der
Eltern betrafen dagegen nur jedes sechste bzw. zehnte
Kind.



WANC 01.07.08






Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/kind/01_07_allergierisiko_bei_Kindern.php
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