> Sind psychische Belastungen für die Entstehung von Krebs verantwortlich?

Die Antwort auf diese Frage lautet: Ja, sie können es zumindest sein. Psychische Probleme in Form von Angststörungen und Depressionen können abhängig von der Dauer und Intensität der Belastung das Risiko für bestimmte Krebserkrankungen erhöhen. 


Psychischer Stress kann krank machen. In unserer Zeit wird das offenkundig, weil derzeit steigt die Zahl der Krankschreibungen aus psychischen Gründen enorm ansteigt. Das liegt nach Erkenntnissen von Medizinern zum einen daran, dass die psychische Belastung vor allem im Beruf steigt und zum anderen daran, dass immer mehr Menschen davon betroffen sind. Wissenschaftler und Mediziner der Universitäten von London, Edinburgh und Sydney haben Daten aus den Jahren 1994 bis 2008 von 163.363 Frauen und Männern ausgewertet. Die Personen waren älter als 16 Jahre und hatten bei Beginn der Untersuchung keine Krebserkrankung.


Innerhalb der durchschnittlichen Beobachtungszeit von 9,5 Jahren traten 16.267 Todesfälle auf, bei denen bei 4.353 als Ursache Krebs verzeichnet war. Um den Zusammenhang von Angststörungen und Depressionen mit dem Auftreten von Krebs zu belegen, wurde die Schwere der Belastung in verschiedene Bewertungsstufen eingeordnet: Von 0 - keinerlei Stress - über 1-3 und 4-6 bis 7-12 - höchste Stressbelastung. Im Vergleich der niedrigsten (Stufen 0-6) zur höchsten (Stufen 7-12) Stressbelastung ergab sich eine durchschnittliche Steigerung des Erkrankungsrisikos für alle Krebsarten von 32% - die prozentuale Risikozunahme lag zwischen 18 und 48%. Dabei wurden andere Einflüsse wie Rauchen, Alkohol, Alter, Geschlecht, Gewicht usw. heraus gerechnet.


Wie sich hohe psychische Belastung im Vergleich zu niedriger bei verschiedenen Krebsarten auswirkt, hat die Studie auch ermittelt. So lässt eine hohe Belastung das Risiko für einen Lungenkrebs um 48% anwachsen, bei Darmkrebs sind es 75%, bei Brustkrebs 49%, bei Prostatakrebs 129%, bei Bauchspeicheldrüsenkrebs 152%, bei Speiseröhrenkrebs 142%, bei Magenkrebs 127%, bei Eierstockkrebs 86%, bei Harnblasenkrebs 204%, beim Non-Hodgkin-Lymphom 164%, beim Zentralen Nervensystem 74%, bei Leukämie 189%, bei Nierenkrebs 52%, bei Leberkrebs 188%, bei Knochenmarkkrebs 136% und bei Mesotheliome (Bindegewebstumore) 217%.


Welchen Einfluß die psychische Probleme auf das Krebsrisiko haben, lässt sich an zwei Beispielen ablesen. Bezogen auf alle Krebsarten lässt sich in der niedrigsten Belastungsstufe von 1-3 keine Risikoerhöhung fest stellen, in der Stufe 4-6 steigt das Risiko um 5% und in der höchsten Stufe 7-12 um 31%. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs bedeutet eineniedrige Belastung eine Steigerung des Erkrankungsrisikos um 18%, bei mittlerer Belastung sind es 32% mehr und bei höchster Belastung vermehrt sich das Krebsrisiko um 109%. Angegeben sind hier jeweils die Durchschnittswerte. 


Das Fazit der Studie: Je höher die psychische Belastung in Form von Angsstörungen und Depressionen ist und je länger sie dauert, desto größer wird die Gefahr für eine Krebserkrankung und aus diesem Grund auch zu sterben. Allerdings hat die Studie ein paar Unsicherheiten. Beispielsweise die, dass die Patienten/innen ihre psychische Belastung anhand eines Fragebogens selbst einschätzen mussten. Und: Es lässt sich in dieser Untersuchung nicht bestimmen, welchen Einfluß die Entdeckung einer Krebserkrankung auf die mentale Gesundheit und psychische Stressbelastung hatte. 


cs 27.1.2017/ Quelle: BMJ 2017

 
 
 
 
 
 
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