Mit Sport gegen Depressionen

Wer unter Depressionen leidet, leidet unter einer Vielzahl von psychischen und physischen Beschwerden, darunter Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, sexuelle Inaktivität oder Schlafstörungen. In der Regel erfolgt die Behandlung von Depressionen mit Medikamenten (Antidepressiva) und Psychotherapie. Wissenschaftler  der Universität Bern haben nun heraus gefunden,  dass sich Sport und körperliche Aktivität auf Depressionen positiv auswirken. Der Grund ist überraschend: Bewegung setzt im Gehirn ähnliche Prozesse in Gang wie die Medikamente.

Neurologen warnen, dass Depressionen die körperliche Gesundheit stärker als Diabetes oder Arthritis beeinflussen. Deshalb müssen sie behandelt werden und dazu setzen Ärzte/innen Psychopharmaka ein, die die Stimmung des Patienten/der Patientin aufhellen. Diese Antidepressiva erhöhen die Serotoninaufnahmefähigkeit des Gehirns. Serotonin ist ein Hormon und Botenstoff, der die Stimmung des Menschen beeinflusst. Serotonin wird deshalb auch gerne als Glückshormon bezeichnet, weil ein gesteigerte Produktion glücklich stimmt. Und richtig: Ein Mangel des Stoffes kann eine traurige (depressive) Grundstimmung auslösen. So leiden depressive Menschen im Durchschnitt unter einem um 50 Prozent erniedrigten Serotonin-Spiegel im Blut.

Antidepressiva verstärken die Epinephrinaktivität (Epinephrin ist ein Hormon, das den Herzschlag erhöht und die Gefäße verengt) und sorgen für die Ausschüttung verschiedener Faktoren für das Nervenwachstum. Damit wird das Absterben von Zellen im Hippocampus verhindert, welches sonst durch Depressionen hervorgerufen wird.

Ähnlich wie Antidepressiva funktionieren auch Sport und körperliche Aktivität. Denn sie stossen die gleichen neurophysiologischen Veränderungen an wie Antidepressiva. Das heißt: Bewegung bewirkt verschiedene Veränderungen im Gehirn, die sonst nur Medikamente erzielen. Deshalb sind sich die Wissenschaftler der Universität Bern sicher, dass regelmässiges Sporttreiben ein Mittel sein kann, um Depressionssymptome zu vermindern. Abgesehen davon, dass Bewegung kostengünstig ist und nur wenige Nebenwirkungen hat.

Mirko Wegner von der Universität schränkt aber ein, dass sich aus den Untersuchungen bisher nicht ableiten lasse, "wie oft und wie lange wöchentlich Sport getrieben werden sollte". Dennoch ist er optimistisch: "Man kann aber sehen, dass Sport und körperliche Aktivität Depressionen mildern. Zudem konnten wir feststellen, dass die Wirksamkeit von Sport bei Depressionsstörungen grösser ist als beispielsweise bei Angststörungen."


Berliner Ärzteblatt 18.09.2014/ Quelle: CNS & Neurological Disorders - Drug Targets





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/sport-depression-18-09-14.php
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