Soziale Phobie: Wenn Angst krank macht

Eine Soziale Phobie wird als eine der häufigsten psychischen Erkrankungen in der Jugend bezeichnet. Kinder und Jugendliche im Alter von 9 bis 17 Jahren erkranken zu 1,4 bis 7,2% daran. Doch wie diese erfolgreich behandelt werden soll, ist anscheinend noch nicht richtig belegt.

Dass es bisher es nur wenige gut untersuchte Therapieverfahren für die Therapie einer der häufigsten Angstörungen bei Kindern und Jugendlichen gibt, sagt die Goethe-Universität Frankfurt. Sie will einen Wirksamkeitsvergleich zweier Therapieverfahren - dem kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungskonzept oder dem psychodynamischen Kurzzeittherapiekonzept - für das Jugendalter durchführen.

Bei Erwachsenen scheint das anders zu sein. Da behaupten viele Webseiten im Internet, dass Studien belegen würden, das soziale Phobien relativ gut behandelbar sind. Demnach sei eine Kombination von sozialem Kompetenztraining, Konfrontationstherapie und kognitiver Umstrukturierung bei ca. 80 Prozent der Patienten erfolgreich. Empfohlen wird zusätzlich eine medikamentöse Behandlung mit Serotonin-Wiederaufnahmehemmern ( Paroxetin, Sertralin, Citalopram und Escitalpram) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer und Benzodiazepinen.

Die Katholische Universität Eichstätt Ingolstadt hat in einer Übersicht über verschiedene Studien heraus gefunden, dass im Vergleich zur Behandlung Erwachsener mit sozialer Phobie die Therapien mit den größten Effekten bei Jugendlichen nur eine mittlere Wirksamkeit erzielten. Insgesamt wurde die Wirksamkeit von Psychotherapie für Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen als eher mittel bewertet. Deshalb, so die Folgerung, müssten neue Behandlungskonzepte erprobt werden

Überprüft werden soll nun die Wirksamkeit des kognitiv-verhaltenstherapeutischen Behandlungskonzeptes und des psychodynamischen Kurzzeittherapiekonzeptes. In der kognitiven Verhaltenstherapie geht es darum, problematische Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und aktiv Veränderungen anzustreben, die es mit der Zeit wieder ermöglichen, soziale Situationen gelassener aufzusuchen. Bei der psychodynamischen Psychotherapie werden psychische Probleme als Folge ungelöster Konflikte in der Beziehung mit wichtigen anderen Personen angesehen. Diese Konflikte sollen in der Therapie verstanden werden und der Umgang mit den sozialen Situationen und die Beziehungen zu anderen verändert werden.

Die kognitive Verhaltenstherapie wurde bereits einmal getestet. Mit guten Erfolgen, wie die Universität bekundet: "Drei Monate nach der Therapie erfüllten nur noch 35% der Patienten die Diagnose einer sozialen Phobie. Insgesamt profitierten alle Patienten von der Behandlung. Die Angst vor sozialen Situationen und die Vermeidung von sozialen Interaktionen ging bei allen Teilnehmern deutlich zurück, so dass die Jugendlichen wieder in der Lage waren soziale Kontakte zu knüpfen und an sozialen Aktivitäten teilzunehmen."

Warum es so wichtig ist, Kinder und Jugendliche mit Angststörungen zu behandeln, belegen die Erfahrungen. So haben Untersuchungen gezeigt, dass Jugendliche mit diesen extremen Ängsten viel stärker gefährdet sind, die Schule früher abzubrechen oder unter ihrem Leistungsniveau zu bleiben. Beziehen sich die Ängste auf das andere Geschlecht oder auch allgemein auf Gleichaltrige, geraten die Betroffenen schnell in Einsamkeit und Isolation, weil sie nur schwer Freundschaften aufbauen können.

Und: Eine soziale Phobie ist oft nur der Vorbote für andere psychische Störungen. Aus Studien weiß man, dass über 80% der Jugendlichen mindestens eine weitere psychische Störung entwickeln,  bei 48% sind es bis zu drei. Über die Hälfte der Betroffenen bekommen eine weitere Angststörung, rund 40% eine depressive Störung und fast eben so viele rutschen in den Missbrauch von bestimmten Substanzen, z.B. Drogen.

Kurzinfo zu sozialen Phobien:
Menschen mit einer sozialen Phobie fürchten sich besonders davor, ein demütigendes oder peinliches Verhalten zeigen zu können. Bei einer Konfrontation mit der gefürchteten Situation erleben sie starke Angstreaktionen mit Zittern, Schwitzen und Herzklopfen. Entweder versuchen sie solche Situationen zu meiden oder durchleben sie nur unter erheblicher Belastung. Als Risikofaktoren für die Entwicklung einer sozialen Phobie zählen einerseits genetische Faktoren und Merkmale der Person (Schüchternheit, im Verhalten gehemmter). Die Umgebung spielt offenbar ebenfalls eine Rolle. Insbesondere unangenehme – oder auch traumatisierende – soziale Erfahrungen werden von jedem zweiten Betroffenen berichtet.


Berliner Ärzteblatt 14.05.2013/ Quelle: Goethe-Universität Frankfurt





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/soziale-phobie-14-05-13.php
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