> Schilddrüsenunterfunktion nicht für Depressionen verantwortlich

Die Funktion - Unterfunktion (Hypothyreose) als auch die Überfunktion (Hyperthyreose) - der Schilddrüse hat nach Ansicht vieler Mediziner Einfluß auf die Psyche. Das jedenfalls war das Ergebnis verschiedener Studien, wobei es auch Untersuchungen gab, die diesen Zusammenhang nicht belegen konnten. Jetzt liegen die Ergebnisse einer Studie an 220.545 Jugendlichen und Erwachsenen mittleren Lebensalters vor, die eine Abhängigkeit vom Auftreten von Depressionen mit der Schilddüsenfunktion nicht erkennen kann.

Das Schilddrüsenzentrum Köln mißt der Schilddrüse einen großen Einfluß auf den Körper bei: „Die dort produzierten Hormone beeinflussen nicht nur organische Vorgänge wie Herz, Kreislauf, Verdauung oder Wachstum, sondern aktivieren auch den Stoffwechsel der Nervenzellen und die Gehirntätigkeit. Somit hat die Schilddrüse auch einen erheblichen Einfluss auf die Psyche und das seelische Gleichgewicht des Menschen.“ Für den Fall der Schilddrüsenunterfunktion konstatiert das Zentrum: „Im Fall einer Schilddrüsenunterfunktion klagen Betroffene häufig über depressive Verstimmungen, Apathie, schnelle Erschöpfung, Müdigkeit und Konzentrationsstörungen. Die Gefühlslage kann sehr schwankend sein und im Extremfall über Wahnvorstellungen bis hin zu Suizidgedanken reichen. Zu den körperlichen Symptomen zählen Gewichtszunahme, langsamerer Herzschlag, verlangsamte Reflexe und eine verminderte Libido.“

Ob sich diese Feststellungen so halten lassen, darf man inzwischen mit einem Fragezeichen versehen. Über einen Zeitraum von zwei Jahren wurden bei den ursprünglich psychisch gesunden Studienteilnehmern bei 7.323 depressive Symptome diagnostiziert. Für den Zusammenhang zwischen einer Schilddrüsenunterfunktion und Depressionen gab es eine Wahrscheinlichkeit von 0,97. Das bedeutet, dass das tatsächliche Risiko für das Auftreten depressiver Symptome und Schilddrüsenunterfunktion bei minus 3% liegt.

Prof. Helmut Schatz von der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) beurteilt das als „kein Unterschied“, ein Einfluß der Schilddüsenfunktion auf das Auftreten von Depressionen sei nicht belegbar. Schatz betont, dass in Querschnittsstudien an einigen hundert Teilnehmern/innen „ein solcher Zusammenhang früher beobachtet worden“ war, „in anderen hingegen an einigen tausend Personen nicht“. Trotz der neuen Ergebnisse meint Schatz: „Es ändert sich aber nichts an der ärztlichen Forderung, bei psychischen Auffälligkeiten oder Erkrankungen wie Depressionen immer sorgfältig auch die Schilddrüsenfunktion zu untersuchen.“

16.7.2018 cs / Quelle: The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism

 
 
 
 
 
 
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