Wenn der Geruchsinn versagt: Mögliches Vorzeichen von Parkinson?

Wenn das Gehirn langsam aber voranschreitend Nervenzellen verliert, dann sprechen Mediziner von einer degenerativen Erkrankung. Bei Morbus Parkinson geschieht genau das, dann zu den typischen Bewegungsstörungen führt, die als Schüttellähmung bezeichnet werden. Auch wenn Parkinson nicht geheilt werden kann, lässt sich ein Fortschreiten der Erkrankung mittlerweile verzögern oder gar aufhalten. Voraussetzung: Man erkennt die Krankheit möglichst früh. Ein Anhaltspunkt könnten auftretende Riechstörungen sein.

Neurologen bekennen, dass Vorboten einer Parkinsonkrankheit oft nicht erkannt werden. Wenn das Zittern einsetzt, ist das Unheil schon geschehen. Etwa 80% der Signale empfangenden Nervenenden und 50% der Nervenzellen im Bereich des Mittelhirns (in der Substantia nigra) sind dann schon untergegangen. Bisher unwiederbringlich. Seit vielen Jahren kämpfen Ärzte nun darum, frühe Anzeichen von Parkinson zu identifizieren, die das Entstehen der Erkrankung anzeigen. Auf eine Möglichkeit haben Anfang dieses Jahres Mediziner vom Universitдtsklinikum Leipzig (UKL) hingewiesen. Nämlich in der Haut. Ablagerungen des Parkin­son­markers Alpha-Sy­nuclein lassen sich bereits viele Jahre vor Ausbruch der Krankheit in Hautnervenzellen nachweisen. Dazu muss man dann allerdings Gewebe entnehmen (Biopsie).

Vielleicht geht es in Zukunft auch einfacher. Vielleicht reicht ja bald ein einfacher Riechtest aus. Prof. Honglei Chen von der Michigan State University bei 2462 Erwachsenen mit einem Durchschnittsalter von etwas über 75 Jahren eine Studie durchgeführt. Über einen Zeitraum von durchschnittlich 9,8 Jahren hat er mit den Personen verschiedene Geruchstests (Brief Smell Identification Test -BSIT: ein Test, in dem zwölf Gerüche identifiziert werden müssen und der etwa fünf Minuten dauert). In der Beobachtungszeit erkrankten 42 Patienten an Parkinson.


Website der Universität Michigan


Michigan Universität: Ein einfacher Riechtest könnte eine Parkinson-Erkrankung früher als bisher gedacht voher sagen

Es stellte sich heraus, dass die Patienten, die in den Tests die geringsten Werte erreichten - bei denen also der Geruchsinn am weitesten eingeschränkt war - im Vergleich zu denen, die die höchsten Werte erreichten, ein größeres Risiko hatten, an Parkinson zu erkranken. In Zahlen: Von den 764 Menschen mit einem schlechten Geruchssinn entwickelten 26 Parkinson, von den 835 mit einem guten Geruchssinn sieben und von den 863 mit einem mittleren Geruchssinn neun. Anders ausgedrückt: Menschen mit schlechtem Geruchssinn haben ein 4,8-faches Risiko für Parkinson. Allerdings: Das ist ein Durchschnittswert. Das Risiko rangierte vom 2- bis zum 11-fachen Risiko. Am stärksten war der Zusammenhang zwischen Riechen und Parkinson in einem Zeitraum von sechs Jahren vor der Erkrankung. Bei Männern war er im übrigen deutlicher ausgeprägt als bei Frauen.

Ein schlechter Geruchssinn bedeutet nun nicht gleich, dass man an Parkinson erkrankt, betont Chen. Aber es könnte ein Anhaltspunkt für eine möglicherweise auftretende Erkrankung sein. Kritischer sieht das das Deutsche Ärzteblatt: „Ob sich der Riechtest für eine Frühdiagnose eignet, kann die Studie nicht klären. Das absolute Risiko für Riechbehinderte scheint gering zu sein.“

cs 15.9.2017/ Quelle:  Neurology





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/riechen-parkinson-15-9-17.php
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