Wenn die Seele leidet, stirbt man früher

Psychische Erkrankungen können dem gesamten Körper schaden. So lassen Depressionen die Gefahr von Herzproblemen und anderen Erkrankungen deutlich steigen. Doch eine Studie enthüllt nun, dass seelische Nöte die Gesundheit weit stärker in Mitleidenschaft ziehen als bisher bekannt. Schon mäßige seelische Probleme, die noch keinen Krankheitswert haben, steigern das Sterberisiko deutlich. 

Tom Russ vom Murray Royal Hospital im schottischen Perth analysierte die Daten von über 68.000 Teilnehmern im Alter ab 35 Jahren. Innerhalb der Beobachtungszeit von acht Jahre starben rund 8400 Teilnehmer. Dabei ergab sich, dass schon mäßig ausgeprägte seelische Probleme das Risiko des Ablebens erhöhte. Und je höher die psychische Belastung wurde, desto mehr nahm die Gefahr zu. Bei einer mäßigen seelischen Belastung erhöhte sich das Sterberisiko um etwa 20 Prozent. Die Gefahr, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben, stieg sogar um 29 Prozent. Auf die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu sterben, wirkten sich mäßige Probleme aber nicht aus. Bei stark gestressten krebskranken Menschen war dieses Risiko allerdings um 41 Prozent erhöht.

Warum sich schon leichte psychische Probleme so immens auf die Gesundheit und die Lebensdauer auswirken, erklären die Forscher zum einen damit, dass sich seelischer Stress direkt das Herz beeinflussen. Und das könne selbst bei scheinbar gesunden Menschen einen Infarkt begünstigen. Zudem würden sich unter ständiger psychischer Anspannung mehr entzündungsfördernde Stoffe wie etwa C-reaktives Protein (CRP), Interleukin-6 (IL 6) oder Tumornekrosefaktor-alpha (TNF-α) bilden. Ein andauernder Entzündungsprozeß im Körper senkt aber die Widerstandskraft und öffnet vielen Erkrankungen Tür und Tor. Auch kann akuter Stress die Aktivität von Genen verändern. Und psychische Probleme beeinflussen den Lebensstil, so rauchen seelisch angeschlagene Menschen mehr, trinken häufig viel Alkohol und bewegen sich wenig.

Berliner Ärzteblatt 30.08.2012, Quelle: British Medical Journal, 2012; Translational Psychiatry, doi: 10.1038/tp.2012.77

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Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/psyche_30_08_12.php
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