Wenn der Geruchssinn versagt: Versteckter Hinweis auf Alzheimer oder Parkinson

Wenn es mit dem Riechen mal nicht so richtig klappt, dann steckt dahinter meist eine relativ harmloser Grund: ein Infekt der Nase oder Nasennebenhöhlen. Doch die gehen meist von selbst vorbei. Was aber, wenn der eingeschränkte Geruch länger andauert? Dann so sagen Ärzte, ist Vorsicht geboten. Denn dann können sich dahinter Frühsymptome von Erkrankungen des Nervensystems wie Parkinson oder Alzheimer-Demenz verstecken.

Viele Störungen des Geruchssinns heilen ohne ein Eingreifen des Arztes wieder aus. Denn unsere Riechsinneszellen erneuern sich ständig. So verschwinden 60 Prozent aller in Zusammenhang mit einer Virusinfektes aufgetretenen Riechstörungen von ganz allein. Liegt die Ursache für das Riechdefizit in einer Erkrankung der Nase oder Nasennebenhöhle, muss der Arzt meist medikamentös oder operativ therapieren: Entzündungen etwa klingen durch die Anwendung von Kortikosteroiden oder Antibiotika wieder ab. Verstopft ein allergischer Schnupfen die Nase und stört damit die Riechfunktion, raten HNO-Spezialisten zu einem entzündungshemmenden Nasenspray. Sofern der Patient aufgrund anatomischer Fehlstellungen über eine schlechte Atmung und Geruchsaufnahme verfügt, helfen operative Maßnahmen wie die Begradigung der Nasenscheidewand oder eine Verkleinerung der Nasenmuscheln. Gelegentlich führen Infekte der oberen Atemwege jedoch auch zu einem dauerhaften Verlust des Riechvermögens – ebenso wie Schädel-Hirn-Verletzungen.
 
Doch es kann auch etwas ganz anderes dahinter stecken. Bei länger anhaltenden Riechstörungen sind möglicherweise degenerative Erkrankungen des Nervensystems wie Parkinson oder Alzheimer die Ursachen. Professor Dr. Karl Hörmann, Direktor der Universitäts-HNO-Klinik des Klinikums Mannheim, warnt: „Denn Riechdefizite sind ein wichtiges Frühsymptom für Parkinson oder Alzheimer-Demenz: Über 95 Prozent der Parkinson-Patienten leiden unter olfaktorischen Störungen.“ Dabei treten die Riechstörungen lange vor typischen motorischen Auffälligkeiten wie Zittern oder verlangsamtem Gehen auf – Experten gehen inzwischen von einem Vorlauf von vier bis sechs Jahren aus. Die Bedeutung des Geruchssinns werde aber immer noch zu sehr unterschätzt, bedauert Boris A. Stuck, Geschäftsführender Oberarzt der Universitäts-HNO-Klinik des Klinikums Mannheim.

wanc 04.05.2012/ Quelle: 83. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC)





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/parkinson_alzheimer_04_05_12.php
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