> Entstehen von Parkinson: Neue Erklärungsversuche

Die Parkinson-Erkrankung (Morbus Parkinson: Schüttellähmung, Zitterlähmung) befällt das Gehirn und lässt die Nervenzellen darin langsam absterben. Außerdem weiß man noch, dass sie mit zunehmenden Alter - meist aber dem 50. bis zum ca. 75. Lebensjahr - häufiger auftritt. Danach erkranken dann weit weniger Menschen - zwischen 1,5 und 2 Prozent - an Parkinson. Warum und wie die Krankheit genau entsteht, das weiß man dagegen noch nicht so genau und deshalb ist es auch bisher noch nicht gelungen, sie wirklich zu heilen. Es gibt verschiedene Erklärungsversuche, warum es zu einem Absterben der Dopamin-produzieren Gehirnzellen kommt. Neue Untersuchungen bringen Parkinson nun mit der Darmflora und einer ungewöhnlichen Verteilung von Eisen im Gehirn in Verbindung.


Beginnen wir mit der Darmflora: Im Darm werden bestimmte Substanzen produziert, die über das Blut in das Gehirn wandern. Dazu gehören z.B Dopamin und Serotonin, wobei vor allem Dopamin für den flüssigen Ablauf von Bewegung notwendig ist. Nun gibt es verschiedene Zusammenhänge: Zum einen hat man heraus gefunden, dass Parkinsonpatienten, Jahre bevor die Hirnkrankheit auftritt, unter Darmproblemen (Obstipation - Stuhlverstopfung des Darms) leiden. Darmbeschwerden begleiten die Erkrankten auch weiterhin. 


Das Protein Alpha-Synuclein ist laut Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE - Helmholtz-Gemeinschaft) maßgeblich an der Parkinson-Krankheit beteiligt. Es lagert sich in den Nervenzellen ab und scheint sich über miteinander verbundene Hirnbereiche auszubreiten. Die so betroffenen Zellen werden geschädigt - Mediziner sagen "verändern sich krankhaft". Die biotechnologischen Forscher fanden das Protein Alpha-Synuclein auch im Darm und im Nervus vagus, das ist der größte Nerv des Menschen und der ist an der Regulation der Funktionen fast aller inneren Organe beteiligt. 


Laborversuche haben nun offenbart, dass ein hohes Aufkommen von Alpha-Synuclein im Darm, bei den Versuchstieren zu Bewegungsstörungen führten, die für Parkinson typisch sind. Wurde mittels Antibiotikabehandlung eine Besiedelung des Darmes mit dem Protein verhindert, dann sank auch die Ablagerung von Alpha-Synuclein im Gehirn.


Das DZNE hat darüberhinaus ermittelt, dass sich Eisen bei Menschen mit Parkinson auf ungewöhnliche Weise im Gehirn verteilt. Während in einigen Hirnbereichen der Eisengehalt überhöht war, blieb er in anderen relativ niedrig. So war beispielsweise in der „Substantia nigra“ - einer wichtigen Hirnregion für die Bewegungskontrolle - die Eisenkonzentration ungewöhnlich hoch, wie  Hirnscans erkennen lassen. Dagegen wies der Nucleus dentatus – eine Region des Kleinhirns – in dem man normalerweise auf einen hohen Eisengehalt trifft, bei Parkinson-Patienten einen verringerten Eisengehalt auf. Bei einigen Betroffenen war der Rückgang extrem.


Diese Erkenntnisse können in Zukunft möglicherweise in zwei Richtungen genutzt werden. Zum einen kann man die Eisenverteilung im Hirn als Marker dafür nutzen, um eine Parkinson-Erkrankung frühzeitig diagnostizieren zu können. Zum anderen ist es veilleicht möglich, neue Therapiemöglichkeiten zu entwickeln.


6.12.2016/ Quelle: Cell, Brain

 
 
 
 
 
 
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