> Oxytocin: Das Hormon, das sensibel macht
Oxytocin ist ein Hormon, das Gefühle wie Liebe und Vertrauen steuert. Es löst bei Frauen die Geburtswehen aus. Es stärkt zudem die emotionale Bindung zwischen Mutter und Neugeborenem. Auch beim Orgasmus werden große Mengen Oxytocin freigesetzt. Oxytocin als Nasenspray soll Männer emotional einfühlsamer machen. Aber es gibt auch einen ernsten medizinischen Hintergrund: Das Hormon soll bei der Behandlung der Schizophrenie helfen.

Männer sind unsensibel und emotionale Krüppel. Viele Frauen denken so. Das könnte sich ändern: Das Neuropeptid Oxytocin Männern soll dazu verhelfen, sich emotional besser in ihre Mitmenschen hineinzuversetzen. Die Substanz sensibilisiert zudem für so genannte „soziale Verstärker" wie lobende oder tadelnde Gesichter. In einem Experiment der Universität Bonn und des Babraham-Instituts Cambridge wurde 24 gesunden Männern ein Oxytocin-haltiges Nasenspray verabreicht. Weitere 24 erhielten diese Spray nicht. Anschließend wurden ihnen emotionale Fotos gezeigt.

Dr. René Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie der Uni Bonn sagt, dass die Männer mit dem Oxytocin-Nasenspray mehr Emotionen zeigten. Ihr emotionales Einfühlungsvermögen reichte an das von Frauen heran. Auch Lob funktionierte bei der mit dem Hormon behandelten Männergruppe besser und steigerte den Lernerfolg.

Eine Verwendung dieser Untersuchungsergebnisse könnte bei der Behandlung von Schizophrenie gelingen. Denn laut Hurlemann wird Schizophrenie oft von einem Verlust der sozialen Kontaktfähigkeit und einem sozialen Rückzug begleitet. Das Hormonspray könnte helfen, dass betroffene Patienten ihre Bindungen an Freunde und Bekannte erhalten können und nicht vereinsamen.


Berliner Ärzteblatt 30.04.10/ Quelle: Journal of Neuroscience (doi: 10.1523/JNEUROSCI.5538-09.2010)

Weitere Informationen:
Oxytocin: Das Partnerschafts-Glückshormon
Das Hormon, das Vertrauen schafft
Das Hormon der Liebe

 
 
 
 
 
 
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