> Musiktherapie bei Demenz: Besseres Befinden

Musik weckt Emotionen, ganz gleich ob man aktiv Klänge produziert (aktive Musiktherapie) oder der Musik zuhört (rezeptive Musiktherapie). Diese Emotionen lassen sich therapeutisch nutzen. So wirkt sich Musik auf viele Patienten mit Demenz positiv aus. Und zwar insbesondere, was das Wohlbefinden und das emotionale Ausdrucksverhalten betrifft.

Den Nutzen der Musiktherapie bezeichnen Therapeuten zum einen in der Anregung von Kreativität und zum anderen zur Verbesserung der nonverbalen Kommunikation. Bei neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall, Parkinson und multiple Sklerose kann sie nach bisherigen Erfahrungen dazu beitragen, die Patienten emotional zu stabilisieren. Außerdem verbessert sie Bewegungs-, Sprach- und Konzentrationsfähigkeit.

Der Einsatz von Musik zu therapeutischen Zwecken bei Demenzkranken ist von Ärzten oft bestätigt worden. Doch wissenschaftliche Untersuchungen konnten diese Effekte nur eingeschränkt nachweisen. Psychologen der Universität Frankfurt haben nun auch heraus gefunden, warum das so ist. In den Untersuchungen wurde vor allem geprüft, ob sich das Gedächtnis oder die Denkleistung des Patienten veränderten. Doch einen Effekt konnten die Ärzte nicht finden.

Kein Wunder, sagt Arthur Schall, Musikwissenschaftler und Psychologe im Arbeitsbereich Altersmedizin der Goethe-Universität. Es wurde an der falschen Stelle gesucht. Musiktherapie wirkt sich vor allem auf das Wohlbefinden und den emotionale Ausdruck aus. Und das lässt sich auch nachweisen.

In einer zweijährigen Pilotstudie hat Schall die Auswirkungen von Musik auf Menschen mit fortgeschrittener Demenz beobachtet. Die Patienten erhielten wöchentlichen ein etwa 45-Minuten dauernde Musiktherapie. Diese wurden auf Videos festgehalten und ausgewertet. Durch verschiedene Analysen konnten die Forscher nachweisen, dass sich non-verbale Kommunikationsfähigkeit, Wohlbefinden und emotionaler Ausdruck der demenzkranken Menschen während einer Musiktherapie erheblich verbessern. „Menschen haben ein elementares Bedürfnis, sich mitzuteilen. Wenn die Sprachfähigkeit nachlässt, gewinnen non-verbale Kommunikationsformen zunehmend an Bedeutung und ermöglichen insbesondere auch die Äußerung von Emotionen“, erklärt Schall.

Berliner Ärzteblatt 27.08.2013/ Quelle: Goethe Universität Frankfurt

 
 
 
 
 
 
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