> Regenerationsfähigkeit des Gehirns größer als bisher angenommen

Nimmt die Fähigkeit des Gehirns mit dem Alter ab, neue Zellen zu bilden? Die nachlassende Fähigkeit sehen viele als Ursache für den fortschreitenden Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter. Während einige Wissenschaftler Untersuchungen vorlegen, die zeigen sollen, dass sich die Neubildung von Gehirnzellen auf die jungen Jahre im Leben eines Menschen konzentriert, meinen andere, dass das Gehirn bereits in der Kindheit die Fähigkeit verliert, neue Nervenzellen zu bilden. Und wiederum  andere Hirnforscher sind der Überzeugung, dass selbst das Gehirn älterer Menschen durchaus neue Zellen zu erzeugen in der Lage ist. In einer neuen Studie wird nun belegt, dass sich auch bei älteren Menschen in den einzelnen Regionen des Hippocampus noch tausende neugebildeter Hirnzellen finden.

Maura Boldrini, Professor für Neurobiologie an der Columbia University, verkündet die überraschende und auch hoffnungsvolle Botschaft so: „Wir haben heraus gefunden, dass ältere Menschen die gleiche Fähigkeit tausende von neuen Neuronen aus Vorläuferzellen im Hippocampus zu bilden besitzen, wie das auch jüngere Menschen können.“

Entdeckt hat Boldrini das bei Gehirnautopsien bei plötzlich gestorbenen Menschen, ohne psychische Erkrankungen und ohne Hirnerkrankungen, im Alter von 14 bis 79 Jahren. Die Neurobiologin hat mit ihrem Team aber nicht nur die spezifischen Areale des Gehirns nach neugebildeten Neuronen durchsucht, sondern gleichzeitig auch die Verfassung der Blutgefäße überprüft.

In dem Vergleich von alten mit jungen Gehirnen fand sie heraus, dass selbst die ältesten Gehirne noch neue Gehirnzellen produzierten. Dabei unterschied sich die Zahl der neuen Zellen in jungen und alten Gehirnen nicht. Boldrini: „Die Anzahl der neuronalen Vorläuferzellen und der unreifen Nervenzellen ging in die Tausende war in den Gehirnen gleich.“

Was den Unterschied zwischen jung und alt ausmachte, war das Bilden neuer Blutgefäße in den Gehirnstrukturen. Ältere Menschen scheinen weniger neue Blutgefäße im Gehirn schaffen zu können. Das bedeutet, dass die Regenerationsfähigkeit des Hippocampus nicht durch eine Neubildung von Nervenzellen, sondern durch die mangelnde Durchblutung beschränkt wird. Eine abnehmende Gehirnleistung wäre damit nicht die Folge von weniger Nervenzellen sondern von abnehmender Gefäßbildung und einer Reduzierung der Verbindung von Zellen untereinander.

Die Folge dieser Erkenntnis ist, dass man Hirnleistungsstörungen durch eine verbesserte Durchblutung therapieren kann. Das lässt sich mit Medikamenten herstellen, aber auch Sport ist in der Lage, die Durchblutung zu verbessern und die Bildung neuer Blutgefäße im Körper zu unterstützen.

13.4.2018 cs / Quelle: Cell Stem Cell

 
 
 
 
 
 
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