> Macht Schokolade depressiv?
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von Schokolade und Depressionen? Wissenschaftler bejahen das. Denn sie haben heraus gefunden, dass Menschen, die mehr Schokolade verzehren, häufiger unter Depressionen leiden. Erstaunlich, weil Schokolade eigentlich mit guter Laune in Verbindung gebracht wird. Wie die Zusammenhänge allerdings genau funktionieren – also ob die Schokolade die Depressionen hervorruft oder ob Depressive einfach gerne häufig Süßes essen – das können die Forscher nicht erklären.
 
Wissenschaftler der University of California haben heraus gefunden, dass regelmäßiger Genuß von Schokolade depressiv machen kann. Das ließ sogar in Zahlen ausdrücken: Eine Tafel pro Woche scheint zu mehr Niedergeschlagenheit zu führen, als nur ab und zu Schokolade zu essen.

Eigentlich gilt Schokolade ja als Gute-Laune-Macher. Sie soll den Serotoninspiegel im Gehirn steigern und so fröhlich machen. Ähnliche Effekte werden im übrigen tryptophanhaltigen Lebensmitteln wie Cashewkernen, Paranüssen, Amaranth, Dinkel, Quark, Käse, Weizenkeimen und Produkten aus Sojabohnen nachgesagt. Tryptophan ist der Stoff, aus dem im Gehirn das „Glückshormon“ Serotonin gebildet wird.
 
An der Studie, die nun ganz andere Erkenntnisse vermittelt, nahmen fast 1.018 Erwachsene – 694 Männer und 324 Frauen - teil. Je mehr Schokolade die Männer und Frauen konsumierten, desto gedrückter war auch ihre Stimmung. Jene, die am meisten Schokolade aßen, also mehr als sechs Tafeln pro Monat, hatten auch die höchsten Depressionswerte. Keiner der Teilnehmer nahm Antidepressiva ein oder hatte von einem Arzt eine entsprechende Diagnose gestellt bekommen.

Warum diese Studienergebnisse anderen derart widersprechen, ist zumindest fraglich. Eine Erklärung lautet, dass Depressive zur besseren Stimmung mehr Schokolade essen. In diesem Fall steigert die depressive Erkrankung das Verlangen nach Schokolade. Eine andere Erklärung lautet, dass Schokolade Depressionen direkt auslöst.

Berliner Ärzteblatt 28.04.10/ Quelle: Arch Intern Med. 2010;170(8):699-703, pte
 
 
 
 
 
 
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