> Veränderter Hirnstoffwechsel entlarvt frühe Stadien der Demenz
Demenzleiden gehen bereits in Frühstadien häufig mit Verhaltensauffälligkeiten einher: Oft erscheinen die Betroffenen teilnahmslos, antriebsgemindert, enthemmt oder ihr Essverhalten ändert sich. Diese Verhaltensauffälligkeiten werden offensichtlich von einem reduzierten Stoffwechsel in bestimmten Gehirnregionen provoziert. Bei Patienten etwa, die sich besonders apathisch und teilnahmslos zeigten, war der Zuckerstoffwechsel einer Region im Mittelhirn beeinträchtigt. Dieses sogenannte „ventrale Tegmentum“ ist Teil des Motivationssystems.
 
Dass es Zusammenhänge zwischen Verhaltensauffälligkeiten und Gewebeschwund (Atrophie) in bestimmten Gehirnregionen gibt, haben bereits einige Studie gezeigt. , „es ist aber gut möglich, dass der Atrophie eine verminderte Stoffwechselaktivität vorausgeht“, so Schroeter. Möglicherweise könne das PET-Verfahren genutzt werden, um möglichst früh – oder sogar vorhersagend – Verhaltensauffälligkeiten als Zeichen einer frühen Demenz festzustellen und zeitig eine Verhaltens- oder eine medikamentöse Therapie in die Wege zu leiten.
 
Für ihre Studie hatten Wissenschaftler insgesamt 54 Patienten untersucht, die als Folge einer frühen Demenzerkrankung Verhaltensauffälligkeiten zeigten. Die meisten Patienten waren an Morbus Alzheimer, der „frontotemporalen lobären Degeneration“ oder einer Vorstufe dieser beiden Demenztypen erkrankt. Auffälligkeiten im Gehirnstoffwechsel wurden anhand schwach radioaktiv markierter Zuckermoleküle, sogenannte Fluordesoxyglukose, aufgedeckt, die im PET-Scan Hirnregionen mit einem reduzierten Zuckerverbrauch auffielen. An diesen Stellen ist die Stoffwechselaktivität vermindert, sagen die Wissenschaftler.

Die Verhaltensänderungen „Apathie“, „enthemmtes Verhalten“ und „Veränderungen im Appetit- und Essverhalten“ waren insbesondere mit einem verminderten Glukoseumsatz im mittleren Stirnhirn verbunden (Foto: Universitätsklinikum Leipzig)
Die Verhaltensänderungen „Apathie“, „enthemmtes Verhalten“ und „Veränderungen im Appetit- und Essverhalten“ waren insbesondere mit einem verminderten Glukoseumsatz im mittleren Stirnhirn verbunden (Foto: Universitätsklinikum Leipzig)

Auf diese Weise konnten die Wissenschaftler jene Gehirnregionen identifizieren, in denen die Verhaltensmerkmale „Apathie“, „enthemmtes Verhalten“ und „Veränderungen im Appetit- und Essverhalten“ bei Patienten mit früher Demenz ihren Ursprung nehmen. Es gelang ihnen, die Merkmale jeweils bestimmten neuronalen Netzen zuzuordnen. Diese Erkenntnisse sollen zukünftig für die Demenzdiagnostik und -therapie nutzbar gemacht werden: Bilder, die Störungen im Gehirn sichtbar machen, könnten künftig dazu beitragen, Demenzerkrankungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
 
wanc 22.12.2011/ Quelle: Psychiatry Res. Neuroimaging 2011 Dec 30;194(3):235–44.
 
 
 
 
 
 
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