MS-Patienten: Erweiterung der Halsvenen sinnlos

Entstanden ist sie vor einigen Jahren. Die Theorie, dass Multiple Sklerose (MS) durch eine Verengung der blutableitenden Venen im Hals- und Brustbereich mitverursacht wird. Die Störungen im Blutabfluß sollen zu einem erhöhten Druck im Gehirn mit nachfolgenden Entzündungsreaktionen führen, die dann das Entstehen der MS begünstigen. Doch diese Auffassung ist seit einiger Zeit ziemlich umstritten. Jetzt zeigen Studien, dass das Erweitern der Halsvenen als Therapie gegen MS nicht viel bringt.

Eine dieser Studien belegt, dass die Blutabfluss-Störungen - in der medizinischen Fachsprache nennt sich das „chronische zerebrospinale venöse Insuffizienz“ (CCSVI) -  bei viel weniger MS-Patienten vorkommen als angenommen. Dabei wurden die inneren Jugularvenen und die Vena azygos von 79 MS-Betroffenen, dass 55 nicht erkrankten Geschwistern und 43 gesunden Probanden untersucht.  Lediglich bei 2% der MS-Betroffenen und ihren nicht erkrankten Geschwistern sowie bei 3% der Gesunden fanden die Ärzte eine CCSVI. Diese Erkrankung ist demnach bei nicht von MS betroffenen Personen genauso häufig wie bei MS-Patienten. Somit kann die als CCSVI bezeichnete Stauung nicht die Ursache der Erkrankung sein, folgert die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN).

Die Studie macht auch klar, dass man zum Nachweis der CCSVI-Kriterien nicht eine Ultraschall-Unterschung sondern eine Katheter-Venographie benötigt, weil die viel genauer ist. Im Vergleich zur Katheter-Venographie hat Ultraschall bei 44% der Teilnehmer mit MS, 31% der Geschwister und 45% der Gesunden Störungen im Blutabfluß eruiert. 




Auch in Deutschland bewerben Ärzte die Erweiterung der Halsvenen als Therapie bei Multipler Sklerose (MS) und bieten diese als Selbstzahlerleistung an. „Ihr Leidensdruck hat viele MS-Patienten dazu veranlasst, sich die Halsvenen dehnen zu lassen, um eine echte oder vermeintliche Stauung aufzulösen. Auch wenn dies für versierte Ärzte eine Standardintervention ist – die Deutsche Gesellschaft für Neurologie muss deutlich davon abraten, da kein Effekt auf den Verlauf der MS-Erkrankungen zu erkennen ist“, empfiehlt Professor Ralf Gold, Vorstandsmitglied des Neurologenverbandes.


Berliner Ärzteblatt 18.11.2013/ Quelle: The Lancet, Akt Neurol





Quelle:
http://www.medizinauskunft.de/home/artikel/index.php/index.php/CCSVI-18-11-13.php
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